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BVR-Volkswirt warnt „Geringverdiener leiden besonders unter Niedrigzins“

Jan Philip Weber ist Volkswirt beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Jan Philip Weber ist Volkswirt beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Das allgemeine Zinsniveau hat sich seit 2008 deutlich verringert. Die historisch expansive Geldpolitik der EZB sowie stetig wiederkehrende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten drückten dabei die Zinsen. Im Zuge des Brexit-Votums der Briten vom 23. Juni dieses Jahres fiel sogar die Rendite von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren sogar unter die Marke von 0 Prozent.

„Die historisch niedrigen Zinsen fressen sich von Jahr zu Jahr tiefer in die privaten Sparpläne der Bundesbürger“, erklärt Jan Philip Weber, Volkswirt beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), in der aktuellen Ausgabe der BVR-Publikation „Volkswirtschaft special“. Der Zinseszinseffekt veranschauliche den dämpfenden Effekt niedriger Zinsen auf die Sparsumme.

Niedrigzins belastet Geringverdiener

„Bundesbürger mit wenig Spielraum bei der privaten Vermögensbildung trifft dieser Effekt besonders hart, da sie kaum reagieren können“, so Weber weiter. „Hier trägt das Risiko besonders, dass das Vertrauen in die Nachhaltigkeit der eigenen Sparpläne verloren geht. Dies gilt besonders, wenn der um den Kaufkraftverlust bereinigte Realzins, wie zu erwarten, bis Ende 2017 abnimmt.“

„Insbesondere Haushalte aus der unteren Einkommenshälfte könnten sich dazu entscheiden, noch weniger oder gar nicht mehr für das Alter vorzusorgen“, so Weber. Das gefährde die finanzielle Absicherung dieser Haushalte im Alter zusätzlich. Denn ihnen dürfe es angesichts ihrer geringen Bonität schwer fallen, die Vorteile niedriger Zinsen beispielsweise zum Immobilienkauf zu nutzen.

Appell an die Europäische Zentralbank

„Die Geldpolitik in Europa sollte die schädlichen Wirkungen der Niedrigzinsen auf die private Altersvor-sorge bei ihren Entscheidungen nicht ignorieren“, fordert Weber. „Trotz der erhöhten Unsicherheit nach dem Brexit-Votum sollte sich die EZB davor hüten, ihre Geldpolitik noch expansiver zu gestalten.“ Die Belastungen des Niedrigzinses für die Altersvorsorge seien für viele Deutsche kaum zu kompensieren.

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Grafik: BVR

„Bei einer anhaltenden Erholung der Konjunktur im Euroraum sollte die EZB vielmehr im Laufe des nächsten Jahres den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorbereiten“, fordert Weber. „Außerdem muss die Bundesregierung ausloten, inwieweit Zulagen bei der staatlich geförderten Riester-Rente die Attraktivität der privaten Altersvorsorge steigern und die Belastungen der niedrigen Zinsen mildern können.“

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Grafik: BVR

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