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Staatsanleihen: Der Tanz auf dem Pulverfass

22 Milliarden Euro Bareinlage und 168 Milliarden Euro an Bürgschaften – mit diesen unglaublichen Summen steht der deutsche Steuerzahler von nun an über den Euro-Rettungsfonds für die Schulden anderer EU-Länder gerade. Diese Dimensionen zeigen, dass die Schuldenkrise noch lange nicht überwunden ist.

Zudem steigen die Produzentenpreise derzeit mit einer Rate von 4 Prozent im Jahr. Früher oder später werden auch die Endpreise für die Konsumenten mit einem ähnlichen Tempo zulegen. Doch noch immer speisen deutsche und US-amerikanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit die Anleger vor Steuern und Inflation mit einer Rendite von rund 3 Prozent ab.

Möglich macht dies der Aufkauf der Papiere etwa durch die Fed. Die amerikanische Notenbank springt dort ein, wo keine Nachfrage der Marktteilnehmer vorhanden ist und verteuert so den Preis der Staatsanleihen, indem sie den Zins künstlich unten hält.

Faktische Enteignung durch den Staat

Eine nominale Rendite von 3 Prozent ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Nach Steuern und Inflation bleibt deutschen Anlegern davon aktuell eine jährliche Realverzinsung von nur noch 0,4 Prozent. Selbst 30-jährige Staatsanleihen schaffen so gerademal ein dreiviertel Prozent. Schlimmer ist die Situation bei kürzer laufenden Schuldtiteln der öffentlichen Hand.

So bringen Bundesschatzanweisungen, die eine Laufzeit von bis zu zwei Jahren haben, am Ende einen Verlust von 1 bis 1,25 Prozent. Erst recht zu schweigen von Günter Schild: Wer auf den Patron der Tagesanleihe des Bundes – eine Schildkröte – setzt, fährt nach Steuern und Inflation am schlechtesten.

Mega-Fonds wirft Staatsanleihen aus dem Depot

Die faktisch vorhandenen Risiken – Inflation, Schuldenkrisen, teure Bailouts – spiegeln sich dank massiver politischer Eingriffe so gut wie nicht in höheren Renditen deutscher und amerikanischer Staatsanleihen wider.

Doch inzwischen zieht das „große Geld“ erste Konsequenzen. So hat der weltgrößte Anleiheverwalter Pimco im März nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters alle US-Anleihen aus seinem 240 Milliarden Dollar schweren „Total Return Fund“ geworfen. Fondsmanager Bill Gross hatte kurz zuvor die Politik der Notenbank als „Teufelspakt“ bezeichnet.

Dividendenrendite schlägt Staatszinsen

Konsequenterweise schaut sich die Fondsgesellschaft, die eigentlich für ihre Anleihe-Expertise bekannt ist, verstärkt bei Sachwerten wie Aktien um. Meines Erachtens durchaus zu Recht, denn Aktien können nicht nur als Inflationsschutz dienen. Sie erfreuen die Anleger auch mit einer Dividendenrendite, die die nominale und reale Rendite von Staatsanleihen in den Schatten stellt.

Pimco wird daher nicht die letzte große Adresse gewesen sein, die sich von ihren Staatsanleihen trennt. Privatanleger sollten darauf achten, dass sie nicht die letzten sind, die in einem inflationären Umfeld Anleihen hochverschuldeter Länder im Depot haben.

Der Autor: Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung AG, Köln, und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de. In DAS INVESTMENT.com äußern sich renommierte Vermögensverwalter in regelmäßigen Kolumnen zu aktuellen Finanz- und Kapitalanlagethemen.

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