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Stefan Böttcher über aktuelle Chancen in den Frontier Markets „Finger weg von Afrika“

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Auch für Argentinien denkt MSCI - wahrscheinlich für 2018 – über ein Upgrade nach. Werden wir hier einen ähnlichen Effekt sehen?

Argentinien ist ein anderes Thema. Schon seit den Wahlen im Herbst 2015 sehen wir hier Veränderungen. Es wurde umstrukturiert, die Währung wurde liberalisiert, eine Einigung mit den alten Anleihegläubigern getroffen. Argentinien hat wieder freien Zugang zu den Kapitalmärkten. Was noch fehlt, ist die Öffnung des lokalen Kapitalmarkts. Internationale Anleger können nach wie vor nicht in Buenos Aires investieren, sondern nur im ADR-Markt in New York. Das könnte sich in den nächsten sechs Monaten ändern. Es gab in jüngster Zeit schon einige Börsengänge, an denen wir uns beteiligt haben, und wir erwarten weitere.

Gibt es interessante Länder, die noch nicht im Frontier-Market-Index enthalten sind?

Wir sind schon länger in Saudi-Arabien investiert, das bislang nicht dazugehört. Allerdings wollen die Saudis aufgrund ihrer Größe direkt in den MSCI Emerging Markets. Saudi-Arabien hat die größte Neuemission der Welt angekündigt. 5 bis 10 Prozent von Saudi Aramco soll an die Börse kommen. Der Wert des Öl-Giganten wird auf 2 Billionen US-Dollar geschätzt. Der Börsengang hätte dann ein Volumen von 100 bis 200 Milliarden Dollar.

Werden Sie sich dort beteiligen?

Eher nicht. Ich kenne das Land sehr gut. Wir können uns daher auf kleinere lukrative Firmen konzentrieren. Zurzeit haben wir zwei Krankenversicherer im Portfolio. Nicht nur dort setzen wir auf das Thema Gesundheitswesen, es zieht sich durch alle Märkte. In den meisten Frontier Markets hat der Gesundheitsbereich einen hohen Nachholbedarf und wächst entsprechend stark. Wir haben diverse Krankenhäuser und Pharmaunternehmen im Portfolio.

Der Fonds hat im ersten Halbjahr 11 Prozent zugelegt. Was ist gut gelaufen?


Das Wichtigste für mich als Fondsmanager ist, dass nichts danebengegangen ist. Einige Fonds sind sehr schlecht gelaufen, weil sie große Positionen in Nigeria hatten. Wir sind dort schon seit über einem Jahr nicht mehr investiert. Gut gelaufen ist Vietnam. Eine Einzelhändler-Aktie hat um 50 Prozent zugelegt, auch Vinamilk ist gut gelaufen. Unsere Aktien aus dem Gesundheitswesen haben sich stark entwickelt. Der Krankenhausbetreiber NMC Healthcare aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehörte zu den besten Performern.

Wie ist Ihr Ausblick fürs zweite Halbjahr?

Wir setzen darauf, dass die Neubewertung in Pakistan anhält. Wir rechnen damit, dass sich Vietnam weiter öffnet und wir hier noch einige weitere attraktive Titel finden. Ein großes Fragezeichen bleibt für Afrika. Ich habe kürzlich eine ganze Woche auf einer Afrika-Konferenz verbracht, wir haben die Märkte nach wie vor auf dem Radar, sind aber noch nicht bereit, dort zu investieren. Spannend bleibt auch der Ölpreis. Wenn er weiter konsolidiert, könnten wir wieder stärker in Saudi-Arabien investieren. Aktuell halten wir dort nur etwa 2 Prozent.

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