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Steigende Aktienkurse = Gute Konjunktur?

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Ein gutes Maß für die Liquiditätsentwicklung am Aktienmarkt ist die Geldmenge M1. Sie erfasst das Bargeld und die Sichteinlagen in einer Wirtschaft. Sie hat traditionell einen recht guten Vorlauf zu den Aktienkursen. In der Grafik habe ich die Veränderung von M1 der Entwicklung des DAX seit Anfang vorigen Jahres gegenübergestellt.

Es zeigt sich, dass die Wachstumsrate von M1 in der ersten Hälfte 2011 zuerst deutlich zurückgegangen ist. Das war die Zeit, als die Europäische Zentralbank begann, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Die Aktienkurse haben auf die Abnahme der M1-Wachstumsraten mit einem deutlichen Absturz im August (das heißt mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung) reagiert.

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Ab Juli letzten Jahres haben sich die monetären Bedingungen aber verbessert. M1 wuchs schneller. Darauf hat der Aktienmarkt seit September mit Kurssteigerungen reagiert. Im Mai 2012 schließlich hat M1 dann noch einmal einen deutlichen Satz nach oben gemacht (vielleicht ist das der Reflex auf den letzten großen Liquiditätsschub der EZB). Das müsste sich in den nächsten Monaten in einer weiteren Steigerung der Aktienkurse widerspiegeln.

Natürlich weiß niemand, wie sich die monetären Bedingungen im weiteren Verlauf des Jahres entwickeln werden. Viel spricht aber für einen weiter expansiven Kurs. In Europa könnte es möglicherweise zu einer weiteren Leitzinssenkung kommen. Manche erwarten auch quantitative Impulse zum Beispiel durch neue längerfristige Repogeschäfte.

Einen Strich durch die Rechnung machen könnte nur, wenn die Rohstoffpreise – vor allem die Nahrungsmittelpreise – stärker steigen würden und die Zentralbank dann in einen Konflikt mit dem Ziel der Geldwertstabilität käme. Wenn das nicht passiert, dann sind auch die Aussichten für den Aktienmarkt gut.

Über eines muss man sich freilich klar sein: Die Aktienkursentwicklung ist allein monetär getrieben. Sie ist nicht fundamental durch eine gute wirtschaftliche Entwicklung und steigende Gewinne abgesichert. Es ist eine Liquiditätshausse. Das ist nicht ungefährlich. Wenn sich die monetären Bedingungen verschlechtern sollten (und eines Tages muss das zwangsläufig der Fall sein, wenn es nicht zu einer größeren Inflation kommen soll), dann wird sich dies schnell auch in den Aktienkursen zeigen.

Für den Anleger

Die gute Nachricht ist, dass die Aussichten für die Aktienkurse im zweiten Halbjahr gut sind. Es ist durchaus noch ein Anstieg des DAX von 10 oder 15 % möglich. Die schlechte Nachricht ist, dass die Entwicklung nicht sauber ist, weil sie lediglich auf den monetären Verbesserungen beruht. Sie kann also mit erheblichen Schwankungen verbunden sein.

Zudem ist zu beachten, dass der deutsche Aktienmarkt bei einem Indexniveau von 8.000 einen Deckel nach oben hat. Dieses Niveau wurde sowohl im Jahr 2000 als auch in 2007 und 2011 jeweils ganz oder fast erreicht. Es wurde bisher aber nie überschritten. Auch jetzt werden die Investoren wieder nervös werden, wenn sich der Index dieser Marke nähert. Vorsicht also, wenn der DAX auf die 7.500 zusteuert. Wir befinden uns trotz guter Aussichten in einer Gefährdungszone.

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