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Stephen Derkash: „Small Caps aus den Emerging Markets bieten riesiges Potenzial"

Stephen Derkash
Stephen Derkash
DAS INVESTMENT: Investieren in Small Caps aus den Schwellenländern – das klingt nach einem der letzten großen Investmentabenteuer.
Stephen Derkash:
Das ist es wohl auch. Und es kann ein sehr lohnenswertes sein. Der Charme dieser Anlageidee liegt darin, dass kleine und mittelgroße Firmen aus den Emerging Markets von Analysten und Investoren noch kaum beachtet werden. Der Markt weist deshalb Ineffizienzen auf und bietet reichlich Chancen.

Wie nervenstark müssen Anleger sein?
Derkash:
Natürlich muss man mit Wertschwankungen rechnen. Allerdings war die Volatilität in den vergangenen zehn Jahren bei Small Caps nur unwesentlich höher als bei den Large Caps aus den Schwellenländern. Dafür wurden Anleger aber durch bessere Kursentwicklungen entlohnt. 2012 zum Beispiel legte der MSCI-Small-Cap-Index für die Emerging Markets um 20,4 Prozent zu, der Large- Cap-Index um 15,6 Prozent. Auch über Zeiträume von fünf und zehn Jahren lief es für die kleineren Werte besser.

Und Sie wollen noch besser als der Index performen.
Derkash:
Langfristig auf jeden Fall. Ein entscheidender Grundsatz ist, dass wir nur in Unternehmen investieren, die unseren Anforderungen an Transparenz gerecht werden. Wir achten zudem auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und darauf, dass die Rechte von Minderheitsaktionären gewahrt bleiben. Zudem ist eine ausreichende Liquidität wichtig. Da es sich um einen Small-Cap-Fonds handelt, investieren wir nur in Unternehmen, deren Marktkapitalisierung unter 5 Milliarden Dollar liegt.

Nach welchen Kriterien analysieren Sie die einzelnen Aktien?
Derkash:
Wir achten auf qualitative und quantitative Faktoren. Dazu führen wir Firmenbesuche durch und schauen uns die Prognosen zu deren Wachstum, zur Margenentwicklung, zur Verschuldung oder auch zum Cashflow sehr genau an. Insgesamt suchen wir nach professionell gemanagten Unternehmen, die aufgrund einer positiven fundamentalen Veränderung ein beschleunigtes Ertragswachstum aufweisen.

Geben Sie ein Beispiel?
Derkash:
Im Jahr 2008 berichtete mir das Management einer großen brasilianischen Bank, wie schnell dort der Markt für Zahnversicherungen wuchs. Das lag daran, dass die Arbeitslosigkeit sank und die Löhne stiegen. Firmen begannen um gute Arbeitnehmer zu konkurrieren, auch indem sie medizinische Vorsorge anboten. Vor allem Zahnversicherungen: Zwischen 2002 und 2009 war dieser Markt um 18 Prozent pro Jahr gewachsen. Bei der Bank war dieser Bereich aber nur ein sehr kleines Geschäftsfeld: Um wirklich davon profitieren zu können, war er für sie zu klein.

Was machten Sie dann?
Derkash:
Ich hatte damals auch von der Firma Odontoprey, die ebenfalls Zahnversicherungen anbot, erfahren. Sie hatte gerade den Börsengang hinter sich, ihr Marktanteil lag bei 25 Prozent. Wir haben die Aktie analysiert, als attraktiv eingestuft und investiert. Odontoprey hat sich in der Folgezeit sehr gut entwickelt. Wie das Beispiel zeigt, sind Small Caps oft der einzige Weg, um ein attraktives Investmentthema spielen zu können.

Die Emerging-Markets-Story fußt darauf, dass diese weiter dynamisch wachsen. Derzeit kühlt sich das Wachstum aber ab.
Derkash:
Wir gehen davon aus, dass viele Wachstumstreiber in den Schwellenländern Bestand haben. Und es werden neue hinzukommen. Viele Schwellenländer stehen derzeit vor einer Umstrukturierung, weg von einem exportgetriebenen hin zu einem durch die Inlandsnachfrage getriebenen Wirtschaftswachstum.

Was insbesondere daran liegt, dass die Mittelschicht stark zulegt.
Derkash:
Genau. Das zeigt auch die Studie „Economic Mobility and the Rise of the Latin American Middle Class“ von der Weltbank. Die Autoren gehen davon aus, dass die Zahl der Mittelschicht-Haushalte in den Emerging Markets von 300 Millionen in 2005 bis 2030 auf 1,9 Milliarden anwachsen wird. Das wäre sechs Mal so viel wie in den USA. Es entsteht ein gigantischer Konsummarkt.

In welchen Ländern und Branchen sind Sie derzeit stark investiert?
Derkash:
Unser Investmentprozess ist vor allem Bottom-up-getrieben. Das Ergebnis ist, dass wir derzeit in Mexiko, Thailand, Indonesien und den Philippinen übergewichtet sind. Dort profitieren die Firmen von einem gesunden makroökonomischen Umfeld. Untergewichtet sind wir auf Länderebene gegenwärtig in Taiwan, Südkorea und Südafrika. Auf Branchenebene wiederum mögen wir Konsumaktien und den asiatischen Immobiliensektor. Für Letzteren sprechen vor allem die nach wie vor niedrigen Zinsen.

Wann trennen Sie sich von Aktien?
Derkash:
Wir haben einen disziplinierten Verkaufsprozess. Wir stoßen Aktien ab, wenn sich unsere Investmentthese ändert, wenn wir eine bessere Anlageidee haben oder wenn sich die finanziellen oder fundamentalen Faktoren ändern. Wir verkaufen aber auch, wenn eine Aktie sich dauerhaft schlecht entwickelt, obwohl wir keinen Grund dafür sehen. Wir verhindern so, dass wir eine Aktie behalten, nur weil wir sie mögen.

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STECKBRIEF STEPHEN DERKASH

Stephen Derkash (41) managt den UBS Emerging Markets Small Cap zusammen mit Joseph Devine. In Brasilien arbeitete der Finanzexperte, der über mehr als 15 Jahre Erfahrung mit Schwellenländer-Investments verfügt, als Senior Equity Analyst für die ABN Amro Bank. Derkash, der fließend Spanisch und Portugiesisch spricht, studierte an der Georgetown University in Washington, D.C., und an der renommierten Wharton School in Pennsylvania. Bevor er im Jahr 2007 zu UBS stieß, war er unter anderem für ABN Amro und für Nicholas- Applegate Capital Management tätig.

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