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Strategie-Indexfonds „Smart Beta bleibt sinnvoll“

Smart Beta ist zu einem Sammelbegriff geworden für eine ganze Reihe von Aktien-Investment-Strategien, die Indizes und ETFs erstellen, in denen die Gewichtung nicht von der Marktkapitalisierung abhängt – dem Faktor, an dem sich die meisten Fonds und ETFs orientieren, die durch Abbilden von Indizes eine passive Anlagestrategie verfolgen. In einigen Fällen bevorzugen Smart-Beta-Ansätze Aktien, die relativ gesehen weniger volatil sind; in anderen werden Titel stärker gewichtet, die eine starke Kursdynamik vorzuweisen haben oder nach sonstigen Kriterien als qualitativ höherwertig gelten.

Arnott und seine Kollegen schauten sich einige beliebte Smart-Beta- und Faktoren-basierte Strategien an und kamen zu dem Ergebnis, dass der überdurchschnittliche Erfolg – auch als Alpha bezeichnet – der sie so attraktiv erscheinen ließ, oft lediglich auf steigende Bewertungen zurückzuführen war. Sie sprechen seither von Alpha als einer „Fata Morgana."

Aus ihrem Bericht: „Diese Daten legen den Schluss nahe, dass der gesunde Menschenverstand sich durchsetzt: niedrigeres Risiko, höhere Qualität und Sicherheit – sie alle haben sich einen starken Aufschlag nur damit verdient, dass sie teurer wurden!"

Zwischen 1967 und 2015 waren steigende Bewertungen für einen erheblichen Teil der überdurchschnittlichen Performance vieler Strategien verantwortlich:

Im vergangenen Jahr war Dynamik der erfolgversprechendste Ansatz, während in diesem Jahr die Attraktivität von Aktien mit niedrigem Beta – das heißt von solchen, deren Kurse weniger stark herumspringen als der Markt – zugenommen hat. Die defensiven Branchen Versorger, Fernmeldewesen und Markenartikel des Grundbedarfs sind die einzigen von insgesamt zehn Branchensegmenten des S&P 500, deren Titel seit Jahresbeginn zugelegt haben. Sie weisen auch über einen Monat die niedrigsten Beta-Werte auf.

Das hatte zur Folge, dass Aktien von Unternehmen wie Campbell Soup, Procter & Gamble und Kellogg, aggregiert im Verhältnis zu den Gewinnen zu den höchsten Kursen seit zwölf Jahren gehandelt werden, berichtete Bloomberg News vor wenigen Tagen.

Die Gefahr besteht hier darin, dass Investoren auf der Suche nach einträglichen Strategien in der Tendenz Kurse und Bewertungen in die Höhe treiben – auf Kosten potenzieller künftiger Erträge. Darüber hinaus entsteht das Risiko, dass eine irgendwann erfolgende Rückkehr zu historischen Bewertungsnormen den Besitzern von Aktien, die von anschwellenden Bewertungen profitiert haben, großen Schaden einträgt.

Andererseits haben Substanzwerte – also solche mit einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis – in den vergangenen Jahren unterdurchschnittliche Erträge gebracht. Auf relativer Basis sind sie damit noch billiger. Laut Research Affiliates sind sie sogar so billig wie noch nie – lässt man die Zeitspanne der Nifty Fifty Anfang der 1970-er Jahre, die Technologieblase zur Jahrhundertwende und die weltweite Finanzkrise außer Acht. Die Schwierigkeit besteht darin, den Zeitpunkt zu bestimmen, zu dem die Rückkehr zu den normalen Bewertungen kommt. Einige Substanzwertjäger sind der Meinung, dass dieser Zeitpunkt kurz bevorsteht. Sie freuen sich über die heftigen Rückschläge, die dynamische Aktien wie Amazon.com und Netflix 2016 abbekommen haben, nachdem sie sich 2015 im Wert mehr als verdoppelt haben.

Auf der Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses bergen von den Subindizes des S&P 500 die Branchen Finanzen und Energie den meisten Wert. Sie werden zum 1,2-fachen beziehungsweise 1,5-fachen ihres Buchwerts gehandelt, was in beiden Fällen im Verhältnis zum Gesamtindex in der Nähe historischer Tiefstände liegt. (Mit dem 5,1-fachen des Buchwerts ist der Subindex Gebrauchsgüter des Grundbedarfs hingegen fast doppelt so teuer wie der S&P 500.)

Für Investoren, die von einer Rückkehr zu den historisch gesehen ‚normalen’ Bewertungen überzeugt sind, stellen die genannten Branchen eine Versuchung dar, der sie nur schwer widerstehen können. Doch letzten Endes – und ärgerlicherweise – sind es vielleicht schwer vorhersagbare Ereignisse in anderen Anlageklassen – Öl und Zinsen – die darüber entscheiden, ob und wann diese Rückkehr stattfindet.

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