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Strategiegespräch „Das Thema Pflege geht jeden an“

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Die Barmenia hat Anfang Mai die BU-Pflege-Plus auf den Markt gebracht – ein Berufsunfähigkeits-Pflegerenten-Kombi-Produkt. Ist Pflege das große Thema der Zukunft?

Ja, auf jeden Fall. Wenn man es negativ formulieren möchte, tickt hier eine Zeitbombe. Wir haben heute 2,5 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland, und wenn man sich die Prognose der Experten anschaut, wird diese Zahl in den nächsten Jahren deutlich steigen. Insofern ist Pflege ein Thema, das jeden angeht.

Der Gesetzgeber hat nicht umsonst den Pflege-Bahr, also die geförderte Pflegeversicherung, eingeführt. Auch die aktuelle Regierung beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Pflegebegriff und mit Verbesserungen in der Pflegeversicherung. Aus diesem Kundenbedarf ergibt sich für uns natürlich ein Auftrag, weil wir diesen Bedarf entsprechend absichern können.

Daher haben wir im Dezember 2012 als Erster ein Pflege-Bahr-Produkt auf den Markt gebracht und legen jetzt mit der BU-Pflege-Plus nach. Dass wir den Bedarf des Markts getroffen haben, sehen wir daran, dass bereits jetzt schon die ersten Anträge vorliegen.

Ist es einfacher für den Vertrieb, wenn man Berufsunfähigkeit und das Pflege-Thema verbindet? Pflege steht bei vielen Kunden noch nicht auf der Agenda.

Natürlich versuchen wir, den Vertrieb auch schon durch die Produktgestaltung in der Beratung zu unterstützen. Aber letztendlich geht es hier um den Kunden und um seinen Absicherungsbedarf. Ja, die BU ist mittlerweile als existenzielles Risiko anerkannt, das abgesichert werden muss.

Das Thema Pflege ist für viele Kunden dagegen noch relativ weit weg, und viele erliegen dem Irrtum, dass sie durch die gesetzliche Pflegepflichtversicherung ausreichend abgesichert sind.

Unsere eigentliche Motivation für das Kombinieren der beiden Risikoabsicherungen war aber, dass es unseres Erachtens nach wichtig ist, in jungen Jahren in die Pflegeabsicherung einzusteigen. Nur so kann man sich zu einem relativ geringen Beitrag auch einen adäquaten Versicherungsschutz aufbauen.

Bei uns bekommen Sie doppelten Versicherungsschutz. Sie sind im Fall der Berufsunfähigkeit versichert; wenn Sie auch zum Pflegefall werden, bekommen Sie die doppelte BU-Rente. Wenn die BU endet, dann läuft die Pflegeversicherung weiter. Das unterscheidet uns auch maßgeblich von anderen Angeboten am Markt.

Nicht nur bei den Kunden gibt es Lücken, was das Pflege-Thema angeht. Studien zeigen, dass auch Vermittler hier noch einiges nachzuholen haben. Inwiefern sind Versicherer in der Aufklärungspflicht?

Es gab mal diesen Spruch „Die Großen fressen die Kleinen“, dann wurde daraus „Die Schnellen fressen die Langsamen“, und ich glaube, im Vermittlermarkt wird jetzt bald daraus „Die Schlauen fressen die Dummen“. Ich bin davon überzeugt, dass das Thema fortlaufende Weiterbildung existenziell wichtig sein wird für den Vermittler.

Natürlich sind wir als Versicherer dabei in der Pflicht, unseren Teil der Verantwortung für eine qualitativ vernünftige und auf hohem Niveau stattfindende Beratung zu leisten.

Das ist einer der Gründe, weshalb wir der Initiative „gut beraten“ beigetreten sind und alles dafür tun, diese Initiative auch im Markt durchzusetzen. Aber das ist meiner Ansicht nach nicht die einzige große Herausforderung im Vertrieb.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie denn noch?

Wir müssen zusehen, dass wir die Ressourcen unserer Vermittler auf die wesentlichen Punkte konzentrieren. Der wichtigste ist die Beratung des Kunden.

Wir müssen im Vertrieb wieder mehr Zeit für den Kunden gewinnen. In Phasen zunehmender Regulierung und zusätzlicher Verwaltungsarbeit für Vermittler müssen wir als Versicherungsgesellschaft helfen sicherzustellen, dass der Vermittler auch übermorgen noch seine Kunden beraten kann. Dabei ist die Digitalisierung der Prozesse ein entscheidender Hebel.

Was haben Sie hier umgesetzt?

Im Kompositbereich sprechen wir schon nicht mehr von elektronischen Anträgen, sondern über die komplette Policierung beim Kunden. Das verschafft dem Vermittler deutlich Luft. Aber auch als Branche sind wir gefragt. Hier engagieren wir uns in Initiativen wie der Bipro zur Prozessoptimierung.

Der Makler ist im Sinne der Kunden verpflichtet, sich einen Marktüberblick zu verschaffen. Und da ist es ungemein zeitaufwendig, wenn er mit 50 verschiedenen Extranets und Prozessen verschiedener Versicherungsgesellschaften arbeiten muss.

Gerade bei den Maklern muss die Branche daher an einheitlichen Standards arbeiten. Der Markt ist sehr schnelllebig geworden. Und wir haben einen höheren Informationsstand beim Kunden erreicht.

Das heißt, es gibt ganz andere Transparenz-Anforderungen an den Makler. Es wird darauf ankommen, dem Berater beim Kundengespräch das Leben so einfach wie möglich zu machen.
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