LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in VersicherungenLesedauer: 7 Minuten

Strategiegespräch mit dem Vorstand der Continentale „Vom Pflege-Bahr halten wir nichts“

Helmut Posch, Vorstandsvorsitzender des Continentale Versicherungsverbunds (Foto: Rüdiger Glahs)
Helmut Posch, Vorstandsvorsitzender des Continentale Versicherungsverbunds (Foto: Rüdiger Glahs)
DAS INVESTMENT.com: Die Continentale hat 2012 die Aktienmehrheit an der Mannheimer übernommen und ist heute Alleingesellschafter. Was hat die Continentale an der Mannheimer gereizt?

Helmut Posch:
Wir wollten über die Integration der Mannheimer vor allem unsere Portfoliostruktur ausgleichen. Wir hatten ein sehr großes Krankenversicherungs-, ein mittleres Lebensversicherungs- und ein kleines Sachversicherungsportfolio.

Die Krankensparte machte etwa 52 Prozent der Beitragsstruktur aus, bei Leben waren es gut 32 Prozent, und Sach hatte einen Anteil von knapp 16 Prozent. Jetzt sind es etwas weniger als 50 Prozent in der Krankenversicherung und ungefähr je ein Viertel in der Lebens- und Sachversicherung. Außerdem haben die Sachversicherungsprodukte der Mannheimer uns gut gefallen. Die Continentale richtet sich an Privatkunden und das Kleingewerbe, während die Mannheimer ihre Stärken in maßgeschneiderten Lösungen für bestimmte Zielgruppen hat. Wir tun uns also nicht weh, sondern ergänzen uns gut. Welche Zielgruppen sind das?

Die Mannheimer deckt zum Beispiel rund 60 Prozent des Juweliermarkts in Deutschland ab. Oder nehmen Sie Musiker und Musikinstrumente, Hotels, Golfplätze, Oldtimer – die Mannheimer hat in fast 20 Zielgruppen eine Sonderstellung auf dem deutschen Markt. Das ist für uns ein wichtiges Asset. Wie weit ist die Integration?

Es ist noch viel zu tun. Eingegliedert in den Verbund haben wir bereits Bereiche aus Mannheim wie Personal, Rechnungswesen, Controlling, Betriebsorganisation und IT – davon waren rund 300 Mitarbeiter betroffen. In der Lebensversicherung läuft die Verschmelzung der Mamax auf die Continentale Lebensversicherung derzeit noch. Damit werden wir Mitte dieses Jahres fertig sein. In der Krankenversicherung braucht es noch Vorbereitungsarbeit.

Inwiefern?

Da bereiten wir gerade die technische und mathematische Basis, um den Paragrafen 204 Versicherungsvertragsgesetz zum Wechselrecht in der Krankenversicherung erfüllen zu können. Wir müssen also die ganze Historie der Mannheimer-Produkte in unser System übertragen. Ist das geschafft, können Mannheimer-Krankenversicherungskunden zum Beispiel in einen Tarif der Continentale wechseln. Das wird aber voraussichtlich noch bis Mitte 2015 dauern.

Was ist bisher glatt gelaufen, und wo hat es gezwickt?

Es gibt eigentlich keinen Bereich, der so richtig zwickt. Wir haben die Integration unter Einbindung aller Mitarbeiter und Führungskräfte umgesetzt. Natürlich gibt es immer Situationen, in denen es menschelt. Wenn der Mannheimer Bereichsleiter von gestern nun als Abteilungsleiter unter einem Bereichsleiter in Dortmund arbeiten muss zum Beispiel. Aber es ist alles in allem gut gelaufen. Wir haben keine einzige Führungskraft verloren, wir haben keinen einzigen Mitarbeiter verloren. Die Leute sind an Bord geblieben – alle 900. Wir sind also viel besser unterwegs, als es zu erwarten gewesen wäre.

Wie hat sich die Integration auf die Unternehmenszahlen der Continentale ausgewirkt?

Die Beitragseinnahmen haben sich im vergangenen Jahr um 20,3 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro erhöht. Aber auch wenn wir die Mannheimer nicht mit einrechnen, ist die Continentale mit einem Plus von 4,1 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro Beitragseinnahmen stärker gewachsen als der Markt mit 3,0 Prozent. Hierfür sind vor allem die Schaden- und Unfallversicherung sowie die Lebensversicherung verantwortlich.

Sie haben im vergangenen Jahr die neue klassische Police easyrente auf den Markt gebracht als Antwort auf das anhaltende Niedrigzinsniveau.


Nein, das hatte mit den niedrigen Zinsen gar nichts zu tun. Die easyrente ist ein Schritt hin zu mehr Transparenz, wir wollen unsere Produktwelt einfacher machen. Daher ist es bei der easyrente nun zum Beispiel so, dass der Antrag nur eine Seite lang ist. Vorher waren es zwischen sechs und acht. Das ist auch für unsere Vertriebspartner eine enorme Erleichterung.

In die gleiche Richtung stößt unser Medical Home Service im Bereich Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherung. Geht es an die Gesundheitsprüfung, kommen medizinische Fachkräfte zu Ihnen nach Hause und führen dort die notwendige Untersuchung durch.

Auch im Leistungsfall gibt es eine persönliche Unterstützung beim Ausfüllen des Antrags oder dem Zusammenstellen wichtiger Unterlagen. Jeder Vermittler wird Ihnen bestätigen, dass er sonst drei, vier, fünf Anrufe oder Besuche beim Kunden benötigt, bis das ärztliche Attest vorliegt. Da macht der Vermittler für den Kunden vielleicht einen Termin beim Arzt, und der Kunde geht nicht hin. Oder es fehlen noch Unterlagen. Das ist ein Riesenaufwand. Für diesen Service haben wir Lobesbriefe gekriegt.
Tipps der Redaktion