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Stresstest „Deutsche Banken robust und widerstandsfähig“

Sitzungssaal der EBA in London, Foto: European Banking Authority
Sitzungssaal der EBA in London, Foto: European Banking Authority
„Die deutschen Institute haben sich im Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde als grundsätzlich robust und widerstandsfähig erwiesen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB), des Deutsche Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) sowie des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP).

Mit Blick auf die am Wochenende von der European Banking Authority (EBA) veröffentlichten Ergebnisse des aktuellen Bankenstresstests betonen die Verbände „eine sehr gute Ausgangslage bei der harten Kernkapitalquote (CET1-Ratio) Ende 2015“. Ihr Fazit: „Die Risikopuffer sind in Deutschland also kräftig aufgestockt worden.“

Zu den untersuchten Geldhäusern zählen auch die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg, die Bayerische Landesbank, die Norddeutsche Landesbank Girozentrale, die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, die NRW Bank, Volkswagen Financial Services und die Dekabank Deutsche Girozentrale.

Kernkapitalquote stark gesunken

Neben den neun deutschen Geldhäusern wurden 42 weitere Großbanken in Europa auf ihre Widerstandfähigkeit bei nachteiligen ökonomischen Bedingungen wie einer substantiellen Konjunkturabkühlung oder deutlich sinkenden Immobilienpreisen getestet. Unter solchen Stressbedingungen müssen Banken damit rechnen, im Schnitt 30 Prozent ihres Kapitals im adversen Szenario zu verlieren.

Dadurch fällt die durchschnittliche harte Kernkapitalquote von 14,8 auf 9,5 Prozent. Anders als bei früheren Stresstests haben die Europäische Zentralbank und die EBA jedoch keine allgemeine Mindestkapitalquote vorgegeben. Stattdessen werden die Ergebnisse vom Bankenaufseher für den jährlichen Beurteilungsprozess verwendet, um den individuell angemessenen Kapitalbedarf je Bank zu ermitteln. Während bei Paschi und Allied Irish die CET1-Quote am stärksten abschmolz, rangierten deutsche Banken auch unter denjenigen, die am stärksten getroffen wurden.

Banken brauchen zusätzliches Kapital

„Unsere Analyse der Stresstestergebnisse deutet darauf hin, dass sich voraussichtlich bis zu neun von 51 Banken zusätzliches Kapital beschaffen müssen“, erklärt Philipp Wackerbeck, Leiter der Financial Services Practice bei der Managementberatung Strategy& aus dem PwC-Netzwerk. „Auf europaweit aggregierter Basis kann bei Eintreten des adversen Szenarios ein Kapitalbedarf von 16 bis 20 Milliarden Euro auftreten.“ Das entspreche einem notwendigen Anstieg der aktuellen Kapitalausstattung um etwa ein Prozent.

Die Ergebnisse der beteiligten Länder seien durchaus vergleichbar, betont Wackerbeck. „Es gibt keine Konzentration in Südeuropa.“ Dennoch hätten noch immer einige Banken in Italien einen hohen Anteil notleidender Kredite in den Bilanzen. In Irland und Spanien dagegen beobachte er „Geldhäuser mit Kapitalelementen, die durch Basel III gerade stufenweise außer Kraft gesetzt werden. Gleichzeitig erwirtschaften diese Banken jedoch nur geringe, nichtnachhaltige Überschüsse - Letzteres gilt insbesondere auch in Deutschland.“

„Zusätzliches Kapital aufzunehmen ist schlussendlich nicht ausreichend, um die strukturellen Probleme der Branche zu lösen“, so Wackerbeck weiter. Denn dieser Schritt steigere die Kapitalkosten, ohne zu höheren Einnahmen oder Wachstumsraten zu führen.

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CET1-Kapitalquoten der 51 analysierten Banken in alphabetischer Reihenfolge, Grafik: EBA

Geschäftsmodelle müssen weiterentwickelt werden

Zudem unterstreiche der EBA-Stresstest jenseits der Kapitalanforderungen, dass Banken ihre Strategie mit Blick auf das aktuelle ökonomische und regulatorische Umfeld sowie die zunehmende Konkurrenz durch Start-ups aus dem Fintech-Bereich neu bewerten müssen. „Banken sollten gezielt in Innovationen, Produktion und Marketing investieren, um die Chancen der Digitalisierung zur Transformation des bisherigen Geschäftsmodells zu nutzen.“

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