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„Stresstests“ für Privatanleger sind notwendig

Das Frankfurter Bankenviertel. <br> Sogenannte "Stresstests", wie sie bei Banken <br> durchgeführt werden, wären laut Ziggel auch bei <br> Privatanlegern sinnvoll. Quelle: Fotolia
Das Frankfurter Bankenviertel.
Sogenannte "Stresstests", wie sie bei Banken
durchgeführt werden, wären laut Ziggel auch bei
Privatanlegern sinnvoll. Quelle: Fotolia
Drei große Einbrüche an den Börsen innerhalb von zehn Jahren – und es könnte noch schlimmer kommen. Nach Dotcom- und Finanzkrise führt aktuell die Schuldenkrise zu schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten. Dabei verloren bisher hauptsächlich Anleger, die in riskantere Anlageformen wie Aktien oder Rohstoffe investiert waren. Nun könnten aber durch die Krise im Euroraum auch die bislang als sicher geltenden Anlagen in Form von Geldwerten bedroht sein. Ein umfassendes Risikomanagement ist unerlässlich.

Während dem Thema Risikomanagement in Finanzinstituten große Bedeutung zukommt, wird es in der Anlageberatung und von Privatanlegern meist noch stiefmütterlich behandelt. Insbesondere Stresstests, wie sie für viele Finanzinstitute verpflichtend sind, werden dabei gänzlich ignoriert. Dabei können Stresstests, über die klassischen Methoden im Risikomanagement hinaus, extreme und sehr seltene Szenarien abbilden. Ziel ist es, Rückschlüsse aus bestimmten Szenarien auf die Entwicklung des Portfolios zu ziehen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ableiten zu können.

Die aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten und in der Politik legen nahe, dass dieses Konzept auch bei Anlageentscheidungen und –beratungen von Privatpersonen in den Mittelpunkt rücken sollte. Dabei ist es wichtig, auch das vermeintlich Undenkbare zu denken und so Szenarien zu konstruieren, für die es in der Vergangenheit keine Beispiele gibt. So führen beispielsweise alle gängigen Risikomodelle dazu, dass für defensive Anlegerprofile Staatsanleihen oder Geldmarktprodukte den Hauptanteil im Portfolio ausmachen. Und dies auf den ersten Blick völlig zu Recht. So hätte ein Portfolio, das zu je 50 Prozent aus deutschen Staatsanleihen und Geldmarktprodukten besteht, ein historisches Risiko von +0,1 Prozent. Dies bedeutet, dass über einen Zeitraum von zwölf Monaten so gut wie immer ein Gewinn von mindestens 0,1 Prozent erzielt worden wäre. Betrachtet man zum Vergleich ein Portfolio, das zu gleichen Teilen aus Gold und Immobilienfonds besteht, so ist das Risiko auf den ersten Blick mit -4,05 Prozent deutlich höher. Sogar noch extremer ist es mit -39,48 Prozent bei einer Gleichverteilung zwischen DAX und S&P 500. Wie verhalten sich defensive Portfolios, wenn es im Euroraum zum Ernstfall kommt?

Doch die Frage ist, wie verhalten sich diese Portfolios, wenn es im Euroraum zum Ernstfall kommt? Die Überschuldung vieler Industriestaaten in Kombination mit politischer Unentschlossenheit (oder sollte man Unfähigkeit sagen?) und einer sich abkühlenden Weltwirtschaft führt zu der Frage, wie eine Entschuldung gelingen kann. Egal ob dies über Inflation oder Schuldenschnitte geschieht, Geldwerte werden in diesem Szenario der große Verlierer sein.