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Sukuk-Experten im Visier der Aufseher Honorar von 1000 Dollar die Stunde

Die Aufseher für Finanzierungen nach islamischem Recht wollen die Rolle der Gelehrten bei den als Sukuk bezeichneten zinslosen Anleihen einschränken. Sie geben den Experten Schuld an den Verzögerungen bei den Emissionen und sehen das Wachstum der Branche durch ihre exzessiven Honorare gehemmt.

Banker und Entscheidungsträger von Bahrain bis Indonesien vereinheitlichen Dokumente und Strukturen dieser Anleihen, um Hindernisse zu beseitigen, die sich aus den verschiedenen Interpretationen des Shariah-Rechts ergeben. Nach Angaben der Anwaltssozietät Clifford Chance kann es bis zu 12 Wochen dauern, um eine Sukuk-Emission zu arrangieren, verglichen mit nur acht Wochen bei einem nicht-islamischen Fremdkapitalangebot.

Mit islamischem Gesetz im Einklang stehende Produkte benötigen ein Rechtsgutachten von einem Gelehrten, eine so genannte Fatwa, bevor die Wertpapiere oder Finanzierungen in der Branche vermarktet werden können. Dabei beurteilen sie, ob das Finanzprodukt mit den Regeln des Islam konform geht, wie dem Verbot von Zinszahlungen.

Der Ruf der Gelehrten kann nach Angaben des Shariah-Beirats der malaysischen Notenbank den Erfolg des Produkts stark beeinflussen. Das treibt die Nachfrage nach einer ausgewählten Gelehrten-Gruppe und führt zu überhöhten Vergütungen. Angesehene Experten können im Nahen Osten zwischen 500 Dollar und 1000 Dollar pro Stunde berechnen, sagten zwei Gelehrte, die aufgrund der Sensibilität des Themas anonym bleiben wollten.

“Diese alten Cliquen sitzen immer noch bei den führenden Firmen und geben eine Fatwa ab, ohne die Konsequenzen zu verstehen”, sagt Professor Ishaq Bhatti, der an der La Trobe University in Melbourne Islamfinanzen unterrichtet. “Der Dollar-Wert, den sie verdienen, trägt nicht zur Entwicklung des Produkts bei.”

Die Angebote islamischer Anleihen haben sich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts mehr als vervierfacht, zeigen Daten von Bloomberg. Im bisherigen Jahresverlauf wurden demnach Papiere im Volumen von 26,9 Milliarden Dollar begeben, verglichen mit 43 Milliarden Dollar 2013 und dem Rekordvolumen von 46,5 Milliarden Dollar im Jahr 2012. Ernst & Young zufolge werden sich die Vermögenswerte in der Branche bis 2018 auf 3,4 Billionen Dollar verdoppeln.

Weltweite Unterschiede über die Zulässigkeit als Sukuk

Islamkonforme Anleihen fallen je nach Land unter verschiedene Vorschriften und werden in der Regel mit Vermögenswerten unterlegt. Doch die Meinungen über ihre Zulässigkeit als Sukuk wird in unterschiedlichen Regionen der Welt verschieden bewertet. Darum gibt es Vorstöße, die Vorschriften für diese Anleihen zu vereinheitlichen.

So entwickelt der International Islamic Financial Market in Bahrain eine Vorlage für die Sukuk-Strukturierung, um Verzögerungen zu vermeiden, die sich aus den unterschiedlichen Meinungen zwischen den Gelehrten ergeben, wie der Vorsitzende Ijlal Ahmed Alvi am 6. Mai in einem Interview in Jakarta sagte.

Die Branche für Sharia-Finanzierungen will das Image eines obskuren und fragmentierten Geschäfts loswerden, während sie neue Märkte erobert. Großbritannien begab im Juni die erste Sukuk-Staatsanleihe und Hongkong will im weiteren Jahresverlauf folgen. Auch die Regierungen von Luxemburg, Kenia und den Philippinen planen Emissionen solcher Anleihen.

Während die aktuell 1,7 Billionen Dollar schwere Sharia- Finanzbranche einen weltweit höheren Bekanntheitsgrad erreicht, nimmt entsprechend auch die Bezahlung der Gelehrten zu. Grade bei komplizierten Modellen brauchen sie - weil es eben keine Standardisierung gibt - mehr Zeit, um ein Urteil zu fällen.

“Vor allem wenn es sich um ein hohes Volumen handelt, will man einen bekannten Gelehrten haben, der es gutheißt, darum macht es ihnen nichts aus, dafür zu bezahlen”, sagte Mohamad Akram Laldin, Vize-Chairman des Sharia-Beirats der malaysischen Notenbank, in Kuala Lumpur. “Sie wissen, dass die Glaubwürdigkeit des Gelehrten nicht angezweifelt wird.”

Die Anzahl der Stunden, die ein Islam-Experte zur Beurteilung einer Sukuk-Emission benötigt, hängt von der Komplexität der Struktur ab, sagte einer der Gelehrten, der um Anonymität bat. Seinen Angaben zufolge erfordert die Prüfung einer einfachen Transaktion etwa 20 Stunden Arbeit.

“Wegen der mangelnden Standardisierung verlässt man sich stark auf Gelehrte”, sagt Murat Unal, Chef von Funds@Work, einem Beratungsunternehmen in der Nähe von Frankfurt, das 2011 einen Bericht über die Sharia-Gelehrten herausgegeben hatte. “Je mehr internationale Normungseinrichtungen sich auf eine Vereinheitlichung einigen, desto weniger werden Gelehrte gebraucht werden.”

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