LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

Täglicher Marktkommentar Ein Blick hinter die Kulissen der US-Konjunktur

Apella-Fondsexperte Ulrich Harmssen: „Ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum auf der Basis von ‚Pump' ist nicht nachhaltig und daher eine Illusion
Apella-Fondsexperte Ulrich Harmssen: „Ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum auf der Basis von ‚Pump' ist nicht nachhaltig und daher eine Illusion
Janet Yellen – Präsidentin der US-Fed – hat sich gestern Abend wieder zu Wort gemeldet und unter anderem verkündet, dass die US-Ökonomie vor allen Dingen auf dem inländischen Konsum fuße. Weiter führte sie aus, dass die Aussichten für ein fortgesetztes Wachstum der US-Ökonomie gut seien.

Gestern schrieb ich hier genau zu diesem Thema, dass immer mehr US-Bürger im Niedriglohnsektor arbeiten und die private Verschuldung immer weiter ansteigt (Letzte Zahlen dazu: die Verbraucherkredite legten in den USA im Februar um 17,22 Milliarden US-Dollar zu. Die Prognose lag bei 14,74 Milliarden US-Dollar. Der Vormonatswert wurde von 10,54 Milliarden US-Dollar auf 14,90 Milliarden US-Dollar revidiert).?

Meine gestrige Einschätzung, dass man nicht weiß, was in den Köpfen der Notenbanker vorgeht, erhält mit diesem Statement von Frau Yellen weiter Nahrung.

Wie kann es sein, dass für Frau Yellen die Welt in Ordnung ist, wenn man doch weiß, dass große Teile des Konsums in den USA nicht einkommens-, sondern kreditfinanziert sind?!

Vom kreditfinanzierten Wachstum...

Nun ist gegen die Vergabe von Konsumenten-Krediten zunächst einmal nichts einzuwenden – zumal diese ja durchaus konjunkturstimulierend wirken. Nur: ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum auf der Basis von „Pump“ ist nicht nachhaltig und daher eine Illusion.

Aber werfen wir doch einmal in diesem Kontext zum Beispiel einen etwas genaueren Blick auf den boomenden Automarkt in den USA; dann wird ein noch viel gravierender Umstand klar...

Nichts gelernt: Ninja is back...

Circa 16,5 Millionen neue Autos wurden im letzten Jahr in den USA verkauft. „Autokredite bewegen sich auf einem Allzeithoch von mehr als 975 Milliarden Dollar“, sagte Dennis Carlson, Volkswirt des Analysehauses Equifax im Februar gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Mehr als ein Viertel der gesamten Summe und fast ein Drittel aller neu vergebenen Autokredite würden auf das berüchtigte „Subprime“-Segment für Kredite von Schuldnern mit schlechter Bonität entfallen.

Ninja Kredite (no income, no job, no assets)  – kommt Ihnen das bekannt vor? Mir auch..!

„Ich bin mir nicht sicher, ab wann ein Boom sich in eine Blase verwandelt“, sagte Mark Vitner, Ökonom vom US-Kreditriesen Wells Fargo. „Viele Leute kaufen Autos, die sie sich sonst wohl nicht leisten könnten.“

Auferstanden aus den Ruinen der Finanzkrise: Verbriefungen

Wie schützen sich Banken vor potentiell platzenden Krediten? Kredite werden, verpackt, aufgehübscht, verbrieft und an Investoren weiterverkauft. Genau das geschieht aktuell wieder in den USA.
Ob bei diesen Verbriefungen durch die großen Akteure (Ally Financial, Consumer USA und GM Financial) alles mit rechten Dingen zugeht, wird gerade von den US-Aufsichtsbehörden geprüft.

Das Verbriefungsgeschäft in den USA erstreckt sich aktuell allerdings längst nicht mehr nur auf Forderungen aus dem Bereich Autofinanzierungen. Auch Kreditkartenforderungen, Leasingforderungen und Studentenkredite werden im großen Stil verpackt und verbrieft.

Variabler Zins birgt Risiken

Da die meisten Kredite in den USA variabel verzinst sind, kann man sich ohne große Phantasie vorstellen, wie ein Umfeld steigender Zinsen sich auf Forderungen aus dem Ninja Kreditbereich und deren Verbriefungen auswirken wird.

Zur Erinnerung: der Wertverfall von Verbriefungen minderwertiger Ninja-Hypothekenkredite war mit ein Auslöser für die Finanz- und Wirtschaftskrise, an deren Folgen die Industrienationen der westlichen Welt heute noch zu knabbern haben.

Wie sagte Frau Yellen außerdem gestern Abend: „Graduelle Zinsanhebungen bleiben derzeit angemessen und sind die plausibelste Annahme.“

Herzlichen Glückwunsch!

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion