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Target-2-Salden Friedrich & Weik: „Einen Großteil des Geldes werden wir nie wiedersehen“

Blicken skeptisch auf die die europäischen Target-2-Salden: Honorarberater Marc Friedrich und Matthias Weik
Blicken skeptisch auf die die europäischen Target-2-Salden: Honorarberater Marc Friedrich und Matthias Weik | Foto: Friedrich & Weik

Interessanterweise ist Target 2 aktuell in aller Munde. Zuvor hatte sich die Forderung der Deutschen Bundesbank gegenüber den anderen Notenbanken in der Eurozone klammheimlich auf einen neues Rekordniveau entwickelt (976 Milliarden Euro!) und zwar ohne das die Presse groß darüber berichtet hatte.

Um so erstaunlicher ist es nun für uns, dass auf einmal aus verschiedenen Richtungen (Spiegel, Die Zeit) eine regelrechte Flut an Artikeln geschrieben werden, um die Allgemeinheit zu beruhigen. Als Ökonomen können wir über die dort gemachten Aussagen und Beschwichtigungen nur den Kopf schütteln und warnen die Target-2-Forderungen auf die leichte Schulter zu nehmen. 

Bereits 2014 haben wir diesem Thema in unserem zweiten Buch „Der Crash ist die Lösung“ ein Kapitel gewidmet. Die Problematik ist dieselbe – nur die Dimension ist noch größer geworden:

Target 2 - was ist darunter eigentlich zu verstehen? Kurz gesagt geht es da um die Verrechnung wechselseitiger Forderungen der Zentralbanken der Euro-Zone. Aha. Reden wir zum besseren Verständnis, aus aktuellem Anlass, kurz über Fußball.

Nicht nur über dem spanischen Staat und den dortigen Banken kreist der Pleitegeier. Mehr als ein Dutzend spanische Proficlubs mussten sich für zahlungsunfähig erklären und Gläubigerverfahren einleiten.[i] Wie das gesamte Land leben auch seine besten Fußballvereine seit Jahren über ihre Verhältnisse: Sie geben im Jahr 2,1 Milliarden Euro aus, nehmen aber nur 1,8 Milliarden ein. Nachhaltiges Wirtschaften sieht anders aus.

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Die Clubs der Primera Division werden daher auch von einem Schuldenberg von insgesamt 3,5 Milliarden Euro erdrückt, die Verbindlichkeiten aller spanischen Profivereine zusammen werden auf 5 Milliarden Euro geschätzt. Alle sind mittlerweile so gravierend verschuldet, dass der Liga der Ruin droht. Die Zeitung El País fragte sich: „Muss die EU nun auch den spanischen Fußball retten?“ Dummerweise zahlten viele Vereine zudem jahrelang ihre Steuern nicht. Die Finanzämter beziffern die Verbindlichkeiten der Proficlubs gegenüber dem Staat auf weitere 750 Millionen Euro.

Sie stellen sich jetzt bestimmt die berechtigte Frage: Was haben Spanien, der spanische Fußball und irgendwelche komischen Zentralbank-Forderungen mit mir zu tun? Die erste Antwort klingt vermutlich ein bisschen knifflig. Aber mithilfe des Fußballs lässt sich das alles ganz gut begreifen.

Das „Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer system” ist an sich etwas furchtbar Technisches. In jeder Sekunde werden im Euroraum Abermillionen von Zahlungsvorgängen abgewickelt. Sehr viele davon innerhalb einzelner Länder und ausschließlich zwischen verschiedenen Geschäftsbanken oder Sparkassen. Aber eben auch sehr viele grenzüberschreitende Zahlungen. Und damit dabei nicht die Übersicht verloren geht, die nicht zuletzt für die Erfassung von Zahlungs- und Leistungsbilanzen wichtig ist, schalten sich die nationalen Zentralbanken und die EZB dazwischen, die all die transnationalen Überweisungen bündeln. Das Target-2-System erledigt das in Echtzeit.[ii]

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