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Tassos Stassopoulos von AB im Interview „Beim Essen erfahren wir viel“

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Schauen Sie nur in Kühlschränke oder auch in Garagen und Schuppen?

Indirekt ja. Wir gehen zu den Leuten mit einem vorbereiteten fünfseitigen Fragebogen. Wir wollen ihre Träume wissen, ihre Vorstellung von Erfolg, ihre Wünsche für die Kinder, ihr Leben vor fünf Jahren und ihr Leben heute. Weitere spezielle Fragen drehen sich darum, was sie einkaufen und wofür sie zusätzliches Geld ausgeben würden. Wir schauen in den Bädern nach Shampoos und Seifen, in jedes einzelne Regal in der Küche, in Vorratskammern und Schränke mit Elektronikgeräten. Wir wissen ja nicht, was wir später mal davon brauchen könnten, also schauen wir uns alles an.

Warum dieser Aufwand, anstatt einfach Aktien von Kühlschrankherstellern zu kaufen?

Das wäre sozusagen die erste Ableitung, das ganz offensichtliche. Aber hier geht es nicht um aktuelle Nachfrage, sondern um die Richtung für die kommenden fünf Jahre oder mehr. Dafür braucht es nicht einmal die zweite Ableitung, die vielleicht der größte Händler für elektronische Haushaltsgeräte wäre. Wichtig ist die dritte Ableitung, also die Frage: Was liegt später in diesem Kühlschrank? Und bei diesen Dingen wird sich die Nachfrage vervielfachen. Im Gegensatz zum Absatz von Kühlschränken.

Das hört sich aber alles nicht ganz billig an. Wie viel Performance kostet das?

In Basispunkten kann man das schwer ausdrücken. Aber es ist – relativ betrachtet – minimal. Um die Kosten gering zu halten engagieren wir lokale Angestellte von internationalen Agenturen, die für uns innerhalb einiger Tage geeignete Kontakte herstellen sollen. Wir glauben jedoch, dass sich die Investition in gutes Research lohnt. Und die Ergebnisse kommen wiederum nicht nur einem Fonds zugute, sondern gleich mehreren.

Das dürfte nicht jedem Analysten aus der Londoner City gefallen.

Stimmt. Hinzu kommt, dass viele Familien, bei denen wir zu Gast sind, mit uns ihr Essen teilen möchten. Und das lehnen wir niemals ab, denn so erfährt man unglaublich viel. Um sicherzugehen, dass alle Analysten das aushalten, habe ich den Chili-Crab-Test erfunden.

Für dieses asiatische Gericht frittiert man Krabben mit Chilis und Knoblauch. Es schmeckt fantastisch. Nun gibt es in Hongkong eine Brücke, unter der man Chili-Crab bekommt. Alles nicht immer sehr hygienisch, aber das Essen schmeckt super.

Immer wenn wir in Hongkong sind, lade ich Analysten dorthin ein. Wenn ein Analyst das ablehnt und lieber Sushi auf dem Hoteldach isst, weiß ich genau, dass er für unsere Reisen nicht geeignet ist. Das würde er oder sie nie durchstehen.

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