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Tatort „Sweet Spot“ Die besten Wandelanleihefonds im Vergleich

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Endlich wieder frisches Material


Das vergangene Jahr hat die Wiedergeburt der Wandelanleihe eingeläutet. „Davor hatten einige schon das Totenglöckchen für die Volumina bei Neuemissionen läuten hören“, sagt Uli Sperl, mitverantwortlich für Wandelanleihen bei UBS Global Asset Management.

„Aber dann war das vierte Quartal wirklich stark, und auf Jahressicht ist der Markt 2013 tatsächlich gewachsen.“ Mit „stark“ meint Sperl, dass sehr viele neue Wandelanleihen auf den Markt kamen. Die Laufzeiten liegen bei den meisten Anleihen um die fünf Jahre. Umso mehr ist der Markt fortlaufend auf Frischmaterial angewiesen.

„Es gab zahlreiche Emissionen von Internet- und Hightech-Unternehmen, zum Beispiel Nvidia. Sie haben die Dürrephase aufgebrochen“, berichtet Thorsten Vetter von der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch (FvS), die mit dem FvS Wandelanleihen Europa einen der erfolgreichsten Wandelanleihefonds betreibt. Das Emissionsvolumen von 2013 erreichte fast 100 Milliarden Dollar. „Das ist mit den Niveaus von 2008 bis 2010 vergleichbar und deutlich besser als in den vergangenen zwei Jahren“, heißt es in einem Bericht von Man Investments.

Das Niveau von 2007 sei aber noch ein Stück entfernt. Den existierenden globalen Wandelanleihemarkt beziffert Uli Sperl auf rund 500 Milliarden Dollar. Das ist nicht sonderlich viel. Allein der US-amerikanische Markt für Hochzinsanleihen ist doppelt so groß. 230 Milliarden Dollar stecken in den USA, 130 Milliarden Dollar sind europäisch. Der Rest liegt in Asien.

Indem er die Nokia-Anleihe weiter behält, unterscheidet sich Müller in einem wesentlichen Punkt von seinen Konkurrenten. Die werfen eine Wandelanleihe gern mal aus dem Fonds, sobald sie einen bestimmten Kurspunkt überschreitet und damit aus der schönsten Bewertungszone, dem „Sweet Spot“, ausbricht.

Dieser süße Ort hängt direkt damit zusammen, dass Wandelanleihen Eigenschaften von Aktien und Anleihen vereinen. Sie bestehen aus dem festverzinslichen Teil – 100 Prozent Rückzahlung, feste Laufzeit, fester Zinskupon – und dem Recht, diesen Teil in einem vorher bestimmten Verhältnis in Aktien umzutauschen. Letzteres ist nichts anderes als eine Call-Option. Solange die Aktie nahe an dem im Umtauschverhältnis kalkulierten Kurs notiert, ist der Hybrid-Charakter der Wandelanleihe am stärksten ausgeprägt.

Sinkt der Aktienkurs, greift die Rückzahlgarantie der Anleihe. Steigt der Aktienkurs, wird das Wandelrecht wertvoller und nimmt mehr Raum ein. Ein Käufer der erwähnten Nokia-Wandelanleihe hat das Recht, für 100.000 Euro Nominalwert genau 38.290,703 Aktien zu beziehen. Das entspricht einem Kurs von 2,61 Euro. Bei Anleiheausgabe lag der Börsenkurs der Aktie bei 2,00 Euro, heute sind es 5,80 Euro. Der Wert eines Bezugsrechts ist damit von 0,00 auf 3,19 Euro pro Aktie geschnellt, und das sieht man dem Kurs  auch an. Sie ist nur noch in zweiter Linie eine Anleihe, die Call-Option auf die Nokia-Aktie dominiert das Geschehen. Wäre der Aktienkurs dagegen nicht gestiegen, hätte Nokia trotzdem 5 Prozent auf die Nominalschuld zahlen müssen. Es wäre eine normale Unternehmensanleihe geblieben, die sich nach Schuldnerqualität und Anleihemärkten richtet. Am Ende gäbe es 100 Prozent zurück. Das (meist prozentuale) Maß dafür, wie stark der Anleihe- mit dem Aktienkurs mitschwingt, heißt Delta.

Fondsmanager finden Wandelanleihen meist uninteressant, wenn die Option dominiert und das Delta zu hoch ist. Das Sicherungsniveau durch den Nominalwert ist dann zu weit entfernt. Sie halten sich gern am Sweet Spot auf bei einem Delta zwischen 30 und 60.

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