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Teja von Holzschuher „Bond-Anleger nähern sich dem Eigenkapital“

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DAS INVESTMENT.com: Findet die sogenannte große Rotation von Anleihen auf Aktien statt?

von Holzschuher:
Man hört viel Gerede, und geschrieben wird auch viel – was aber getan wird, bleibt im Dunkeln. Wenn ich die Ertragszahlen einiger Mitbewerber höre oder sehe, bekomme ich den Eindruck, dass 2013 wenig bis zu wenig rotiert wurde. Das erhöht den Druck und könnte 2014 zu einem Schub führen.

Viel interessanter finde ich aber die Annäherung. Ich beobachte eine Näherung des Anleiheanlegers ans Eigenkapital. Eine Wanderung entlang der Kapitalstrukturen der Schuldner. Von Covered über Secured, Unsecured‚ Subordinated und Cocos, bis am Ende die Grenze zum Eigenkapital überschritten ist und aus dem Gläubiger ein Gesellschafter wird.

Dieses Spiel entlang der Kapitalstrukturen ist eine der großen Herausforderungen für Bond-Anleger. Portfolios werden anders aussehen. Die frühere klare Abgrenzung zwischen Bonds und Aktien weicht fließenden Grenzen.

DAS INVESTMENT.com: Sind Anleihen wie Treasuries, Bunds & Co. durch ihr erhöhtes Zinsänderungsrisiko mittlerweile unsicherer als riskantere Hochzinsanleihen und Senior Loans?

von Holzschuher:
Wenn wir etwas gelernt haben sollten aus den vergangenen Jahren, dann, dass es die risikolose Anlage nicht gibt. Es war eine Idealisierung der Lehre. Abgesehen davon gilt unverändert, dass sich die Rendite einer Obligation aus Bonität des Schuldners, Inflationserwartung, Handelbarkeit, Laufzeit und Zinsbindung zusammensetzt.

Da wir bei Bunds, Treasuries & Co. von vormals risikolosen Anlagen sprechen, sollte hier das Zinsänderungsrisiko, also letztlich die Inflationserwartung, der dominante Faktor in der Preisbildung sein. Hochzinsanleihen und Senior Loans sind dagegen weniger vom Zinsänderungsrisiko betroffen. Bei ihnen kommen die anderen Faktoren zum Tragen. Wichtig ist auch hier das Spiel entlang der Kapitalstrukturen.

Betrachtet man die Korrelationen der Erträge von Regierungsanleihen, europäischen Hochzinsanleihen und Aktien gegenüber Zinsänderungen, dann weisen Erstere eine fast hundertprozentige, Hochzinsanleihen eine knapp sechzigprozentige und Aktien eine zehnprozentige Korrelation auf. Das Zinsänderungsrisiko verringert sich also mit der Entfernung zur vermeintlich risikofreien Anlage.

Korreliert man jetzt die verschiedenen Kreditkategorien gegenüber Aktien, bestätigt sich der Verdacht. Je näher man dem Eigenkapital kommt, desto höher werden die Korrelation der Erträge mit Aktien.

Kurz gesagt, wenn ich mein Zinsänderungsrisiko reduzieren will, dann muss ich andere Risiken dafür in Kauf nehmen. Sind Hochzinsanleihen oder Senior Loans deswegen sicherer? Nein, sie sind anders.

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