LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Emerging MarketsLesedauer: 3 Minuten

Templeton-Star-Manager im Interview Michael Hasenstab: "Wir haben eine Jahrhundertchance gesehen und investiert"

Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro bei Franklin Templeton: „Ich denke, es gibt ein großes Missverständnis, was China betrifft“.
Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro bei Franklin Templeton: „Ich denke, es gibt ein großes Missverständnis, was China betrifft“.
DAS INVESTMENT: In welchem Spannungsfeld bewegen sich die Rentenmärkte derzeit?

Michael Hasenstab:
Wir erleben ausgesprochen dynamische Tage derzeit, und die sicherlich größte Herausforderung ist die Interpretation von Fundamentaldaten im Zusammenspiel mit den Marktpreisen. Die Fundamentaldaten sind zum Teil leicht rückläufig, aber weit von einem Kollaps entfernt. Die Marktpreise sprechen eine andere, zu negative Sprache. Sie suggerieren einen Kollaps.

Die Lage ist besser als die Stimmung.

Hasenstab: Richtig. Ich komme gerade von einer längeren Asienreise zurück. In nahezu jedem Land gibt es einen sehr großen Unterschied zwischen der realen Wirtschaftsleistung und den Marktpreisen und Wechselkursen. Letztere deuten auf einen vollständigen Zusammenbruch hin. Indonesien ist das beste Beispiel: 1998 gab es eine Revolution, Chaos und Gewalt auf den Straßen, Wirtschaft im freien Fall, und Unternehmen gingen zuhauf bankrott. Und der Wechselkurs der Rupie zum Dollar lag bei 40.000. Und heute? Demokratische Wahlen, der Präsident setzt in den kommenden Jahren mehr Infrastrukturprojekte um als in den vergangenen Jahrzehnten, das Wachstum liegt bei 5 Prozent, das Land ist stabil, und der Wechselkurs der Rupie liegt bei – Sie ahnen es schon – 40.000. Das ist extrem und gleichzeitig eine große Chance für uns als Investor, der die Schwankungen des indonesischen Markts aushalten kann.

Gilt diese Wahrnehmung auch für China?

Hasenstab: Ich denke, es gibt ein großes Missverständnis, was China betrifft. Ein Teil der Wirtschaft ist ganz klar einer Re-zession unterworfen: der Industriesektor, Teile der Immobilienwirtschaft und auch das herstellende Gewerbe. Aber – und das ist ganz wichtig – das ist nicht die ganze Wahrheit. Sie müssen den Servicesektor und den Konsumbereich auch anschauen. Diese Bereiche profitieren von steigenden Löhnen, und das gesamte Wirtschaftswachstum in China von 6 bis 7 Prozent ist real. Das ist keine harte Landung.