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Teurer Schmutz „Ford müsste 4 bis 5 Milliarden Euro Strafe zahlen“

DAS INVESTMENT: Ursprünglich waren nachhaltige Anlagen eine Sache für ein paar wenige Anleger, die Wert auf Ethik und Moral legten. Warum hat der Trend heute so Fahrt aufgenommen?

Daniel Sailer: Die Wahrnehmung hat sich geändert. Heute ist das ESG-Risiko (d. Red.: Abk. für Environment, Social, Governance = Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) eine wichtige ergänzende Information. Es vermittelt einen Blick über den Tellerrand, was heute wohl der wichtigste Grund sein dürfte.

Können den nicht auch normale Analysten liefern?

Sailer: Nein, ein ESG-Analyst besitzt eine andere Qualifikation und Fokus im Vergleich zu einem Finanzanalysten. Er denkt langfristiger. Bei einem klassischen Analysten enden die Prognosen normalerweise bei drei bis fünf Jahren. Eine ESG-Analyse kombiniert kurz-, mittel und langfristige Themen. Es geht um solche Dinge wie Abgasregulierung und Wassermangel, und die zeigen sich häufig erst nach mehreren Jahren. ESG-Analysten haben zuvor häufig in entsprechenden Branchen gearbeitet und nutzen ihre Spezialkenntnisse in der Sektor-ESG-Analyse.

Daniel Sailer ist Vizepräsident bei MSCI ESG

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Sailer: Unser Autoanalyst hat ausgerechnet, was passiert, wenn der Absatz von Dieselfahrzeugen bis 2021 um 30 Prozent einbricht. Weil Diesel durchschnittlich weniger Kraftstoff verbrauchen, würden die Fahrzeugflotten der Hersteller im Schnitt mehr Abgas pro Auto ausstoßen. Wenn Hersteller nicht handeln, werden Strafen durch die Europäische Union fällig. Ford wäre Spitzenreiter und müsste 4 bis 5 Milliarden Euro zahlen. Toyota und Peugeot würden ohne Strafe auskommen.

Kann ziemlich teuer werden.

Sailer: Ja, unsere Analyse dreht sich genau um diese materiellen Dingen. Wir sammeln für jedes Unternehmen hunderte von Datenpunkten.

Und bilden anschließend eine Zeugnisnote?

Sailer: Konkret ein ESG-Rating von AAA bis CCC. Es geht um diese materiellen Risiken, aber auch um Chancen, die aus nachhaltigem Verhalten entstehen können.

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