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Aktualisiert am 28.01.2020 - 12:29 Uhrin Emerging MarketsLesedauer: 4 Minuten

Thailand: Politische Lage des Schwellenlandes entspannt sich

Arnout van Rijn, Robeco
Arnout van Rijn, Robeco

Kommentar von Arnout van Rijn, Seniorportfoliomanager bei der Fondsgesellschaft Robeco

„Als ich im Juni in Thailands Hauptstadt Bangkok war, haben die Zeitungen des aufstrebenden Emerging Markets hauptsächlich von dem „Krieg“ zwischen den „Rothemden“ und den „Gelbhemden“ berichtet. Die „Rothemden“ unterstützen den exilierten Ex-Premierminister Shinawatra und beziehen klare Stellung gegen die „Gelbhemden“. Die „Gelbhemden“ bestehen ihrerseits hauptsächlich aus Intellektuellen und unterstützen die nationalistische Bewegung.

Beide Gruppierungen haben die Wirtschaft des Schwellenlandes durcheinandergebracht: Ende 2008 besetzten die „Gelbhemden“ das Regierungsgebäude und den Flughafen, während sich die „Rothemden“ mit heftigen Protesten auf den Straßen Bangkoks widersetzten.

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Das hat zur Absage des geplanten Ostasiengipfels im April dieses Jahres im thailändischen Pattaya geführt. Obwohl die „Rothemden“ durch eine Attacke auf den Premierminister des aufstrebenden Schwellenlandes eine Eskalation provozierten, behielten die „Gelbhemden“ ihre buddhistische Ruhe, was den Konflikt schließlich entschärfte.

Ich hatte eigentlich erwartet, ein Schwellenland voller Spannungen vorzufinden. Stattdessen kehrte ich in das harmonische Land zurück, das ich in den 1990er Jahren kennengelernt hatte. Bangkok ist eine dynamische Großstadt innerhalb der Emerging Markets, die internationale Talente anlockt. Die Lebenshaltungskosten in dem Schwellenland sind jedoch im Vergleich zu anderen Global Markets niedrig: Man bekommt dort den günstigsten Big Mac nach Malaysia und China. Durch Verbesserungen der Infrastruktur wie den Sky Train ist die Verkehrssituation beherrschbar geblieben.

Sowohl der Premierminister als auch der Finanzminister repräsentieren einen Emerging Market, der mit westlich geschulter Wirtschaftsführung wieder in die Spur kommt. Die Regierung des Schwellenlandes hat ein großes Investitionsprogramm in die Infrastruktur mit Schwerpunkt auf den Bereichen Eisenbahn und Wasser eingeleitet.

Die entscheidende Frage für jedes Schwellenland in Asien ist, wie es im Wettbewerb mit dem aufstrebenden Global Market in China bestehen kann. Der Emerging Market in Thailand hat hierbei zwei Trümpfe. Einer davon ist der Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsbereich. Dass viel fruchtbares Land zur Verfügung steht, ist ein natürlicher Vorteil, den die Regierung des Schwellenlandes nutzen möchte.

Der andere Trumpf des aufstrebenden Emerging Market ist die Tourismus- und Dienstleistungsbranche. Thailand hat eine starke touristische Infrastruktur. Zwar zeigen sich einige Reisende noch zurückhalten mit einem erneuten Besuch des Schwellenlandes, nachdem viele von ihnen im vergangenen Jahr durch die internen Machtkämpfe am Flughafen festsaßen. Aber jetzt ist die Gewalt weitgehend eingedämmt und die Strandurlauber werden zurückkommen.

Darüber hinaus kommen sogar Besucher, um sich in einem thailändischen Krankenhaus behandeln zu lassen. Thailand ist kein Drittweltland, auch wenn das Durchschnittseinkommen vielleicht noch niedrig sein mag. Kurzum: Thailand zählt zu den wettbewerbsfähigsten Emerging Markets! Für Anleger in Schwellenländern ist es wichtig, das politische Geschehen zu verfolgen. Aber man muss auch wissen, wann man es ignorieren kann. Die Währung des jeweiligen Emerging Markets ist in der Regel der beste Indikator für die Relevanz von Ereignissen.

Der thailändische Baht hat beim ersten Auftreten der Spannungen zehn Prozent verloren und bei der Besetzung des Flughafens ist der Kurs um fünf Prozent eingebrochen. Aber als heftige Straßenproteste ausbrachen, ist die Währung des Schwellenlandes nur um ein Prozent zurückgegangen.

Nach der Stabilisierung der Lage hat der Baht wieder kräftig zugelegt. Das war das Kaufsignal! Der Aktienmarkt des aufstrebenden Emerging Markets hat seit Mitte April um 40 Prozent zugelegt. Thailand bleibt mit einem Kurs-Cashflow-Verhältnis von sieben und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf der preisgünstigste Emerging Market in der Region.

Die Banken des Schwellelandes hatten kein großes Kreditproblem und ihre Aktien werden nur knapp über dem Buchwert gehandelt. Thailand muss nur aus den Schlagzeilen bleiben, dann wird es langsam, aber sicher wieder ein beliebter Emerging Market zur Anlage. Vergessen Sie die Politik, und beachten Sie die Fundamentaldaten.

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