LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 23.11.2010 - 12:45 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

Agrarfonds Pictet Agriculture: Revolution im Kornfeld

Vor 60 Jahren lebten 2,5 Milliarden Menschen auf der Erde, und für jeden gab es im Schnitt 0,52 Hektar Ackerfläche. Zur Jahrtausendwende waren es schon 6,1 Milliarden Menschen, und trotz starker landwirtschaftlicher Expansion halbierte sich die Pro-Kopf-Fläche auf 0,26 Hektar.

Bis 2050 soll der Wert auf 0,15 Hektar schrumpfen – jedem bleibt rund ein Fünftel Fußballfeld, um sich zu ernähren.

Der Ruf nach einer zweiten grünen Revolution

> vergrößern
Da sich die weltweite Anbaufläche laut Schätzungen der Nahrungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bis 2050 um nicht einmal 5 Prozent ausweiten lässt, kann die Lösung nur heißen: Die Produktivität muss weiter zunehmen. Der Ruf nach einer zweiten grünen Revolution wird laut. 

Die erste erlebte die Welt in den 1960er und 1970er Jahren. Damals erzielten Wissenschaftler – allen voran Friedensnobelpreisträger Norman Borlaug – mit Pflanzenkreuzungen und neuen Düngemitteln enorme Fortschritte.

Insbesondere in Indien konnten sie durch stark gestiegene Ernteerträge die Hungersnot in Schach halten. Die Getreideproduktion hat sich zwischen 1950 und 2000 verdreifacht. 

Der Ertrag pro Hektar ist in den vergangenen Jahrzehnten in Westeuropa und den USA stark gestiegen. Wurden 1980 in Westeuropa noch weniger als 5 Tonnen Getreide pro Hektar Fläche geerntet, sind es seit 2000 schon fast 7 Tonnen. 

„Die langfristigen Treiber der Nachfrage sind intakt“

Haben Anleger also schon den besten Teil der Agrarrally verpasst? „Die langfristigen Treiber der Nachfrage sind intakt“, so Gertjan van der Geer (Foto), Fondsmanager des Aktienfonds Pictet Agriculture.

Die globale landwirtschaftliche Produktion muss laut FAO-Berechnungen um 70 Prozent wachsen, um dem erwarteten Bevölkerungswachstum auf 9,1 Millionen Menschen standzuhalten.

> vergrößern
Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Feldfrüchte auch zur Produktion von Bioenergie dienen. Mit zunehmendem Wohlstand in den Schwellenländern, vor allem in den bevölkerungsreichen Staaten China und Indien, wächst zudem der Wunsch nach proteinreicherer, aber auch energie- und flächenintensiver Nahrung wie Fleisch.  

Die Felder müssen also neben den Menschen ebenfalls zunehmend mehr Tiere ernähren. Es gilt jedoch nicht nur, die Erträge pro Hektar weiter zu steigern. „Fast 70 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion gehen zwischen Bauernhof und Verzehr verloren“, weiß van der Geer. 

Es ist für den Fondsmanager entscheidend, diese Ineffizienz drastisch zu senken: „Um die große Herausforderung der wachsenden Nachfrage zu meistern, wird die Landwirtschaft in neue Technologien, Verfahren und Produktionsmittel investieren müssen.“

Van der Geer bedient mit dem Pictet Agriculture die ganze Wertschöpfungskette von der Saat bis zum Transport der Ernte. In Agrarrohstoffe selbst investiert er aber ebenso wenig wie in Lebensmittelhändler oder Markenproduzenten. Einen Bogen macht er ebenfalls um die umstrittene Gentechnik. 

Mit Gewissen für die Umwelt

„Unternehmen, die mehr als 10 Prozent ihrer Umsätze mit genetisch modifizierten Organismen, den GMOs, erzielen, kommen nicht ins Portfolio“, so van der Geer. Bei Palmöl-Unternehmen wählt er nur die, die dem „runden Tisch für nachhaltige Palmölproduktion“ (RSPO) angehören, einer Gruppe, die sich für umweltfreundliche Anbaumethoden einsetzt. 

> vergrößern
Van der Geer sieht vor allem drei Themen, die hohe Chancen versprechen: erstens die „Input-Firmen“, die Hilfsmittel und Investitionsgüter bereitstellen.

Das kann Saatgut sein, Dünger oder auch Maschinen, etwa Mähdrescher. Zweitens setzt der Fondsmanager auf Unternehmen, die Felder oder Plantagen bewirtschaften und professionelle Techniken nutzen.

„Die Industrie ist fragmentiert. Professionell betriebene Landwirtschaften, die dank moderner Geschäftsführung Skalenerträge erzielen und Zugang zu Kapital haben, können die Effizienz in der Nahrungsmittelproduktion erhöhen und die Verschwendung erheblich reduzieren“, so van der Geer.

Gute Chancen sieht er für Firmen, die vom Turnaround in Russland profitieren, wo die Erträge nach dem Niedergang des real existierenden Kommunismus eingebrochen sind. Drittes Thema für den Fonds sind Effizienzsteigerungen in Vertrieb und Logistik.

Zu diesem Bereich gehören Firmen, die Feldfrüchte verarbeiten oder entgiften, ebenso Dienstleister, die sich um Lebensmittelanalysen kümmern oder organische Abfälle rezyklieren. Das Investment-Universum des Managers umfasst rund 300 Unternehmen aus aller Welt. 45 bis 75 Titel landen daraus im Fonds.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen