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Was passiert in den Emerging Markets? LinkedIn und Twitter – Mobius liefert Antworten auf Leserfragen

Mark Mobius
Mark Mobius
Ich kann leider nicht immer direkt auf Ihre Fragen antworten, freue mich aber von meinen Lesern zu hören und schätze deren Meinung. Hier sind meine Antworten auf einige der Fragen, die mir in letzter Zeit gestellt wurden.

John, Schweiz (über LinkedIn): Mich interessiert Ihre Meinung zu den Aussichten für Lateinamerika.

Mark Mobius: Die brasilianische Regierung hat sich in mancher Hinsicht in eine Richtung bewegt, die wir ein wenig beunruhigend finden. Insbesondere die Rufe nach rückwirkenden Steuerforderungen für mehrere Jahre bereiten Grund zur Sorge. Es besteht bereits Unbehagen im Markt in Hinsicht auf die öffentlichen Finanzen und die Bestrebungen der Regierung Kosten einzusparen.

Eine offensichtlich retroaktive Besteuerung würde die positive Anlegerstimmung im Zusammenhang mit der FIFA Fußballweltmeisterschaft, die später in diesem Jahr in Brasilien stattfinden soll, und den Olympischen Sommerspielen 2016 gefährden. Unseren Erwartungen zufolge wird der Zustrom der etwa 600.000 Besucher der Weltmeisterschaft dem brasilianischen Unternehmenssektor (z.B. Brauereien und Hotels) einen unmittelbaren Schub verleihen. Das Land dürfte auch langfristig von den erheblichen Infrastrukturinvestitionen profitieren können.

Wir sehen das vor Kurzem in Mexiko umgesetzte Reformprogramm langfristig potenziell äußerst positiv. Die Reform der mexikanischen Energiepolitik zum Beispiel dürfte sich als äußerst relevant erweisen, wenn die neuen, marktfreundlicheren Regelungen erst besser verstanden werden. Anleger werden aber voraussichtlich zunächst abwarten bis Einzelheiten bestätigt werden, bevor sie handeln.

Zwischenzeitlich wurden die Andenmärkte Peru und Chile Opfer der Volatilität der Rohstoffpreise. Wir glauben aber, dies dürfte durch die relativ kostenniedrige Produktion in den Minen in Peru und Chile und durch die Dominanz von Kupfer in diesen Regionen ausgeglichen werden.

Kupfer ist ein wichtiges Industriemetall mit relativ stabilen Nachfragemerkmalen. Außerdem kann man in beiden Märkten ein kontinuierliches Anwachsen eines hohen Verbraucheranteils in der Bevölkerung beobachten, was eine interessante alternative Perspektive für Anlagegelegenheiten außerhalb des Rohstoffsektors bieten könnte. Alexander, Kanada (über LinkedIn): Wie bewerten Sie das Investitionsrisiko in Georgien mit Blick auf die geopolitischen Interessen Russlands?

Mobius:
Wir glauben, die neue Führung in Georgien ist recht realistisch was die Notwendigkeit guter Beziehungen mit Russland betrifft. Gleichzeitig ist das Land Teil Europas und bewegt sich auf Europa zu. Seit der Unabhängigkeit konnte die politische Führung in Georgien die Korruption weitgehend erfolgreich bekämpfen und den öffentlichen Dienst solider aufstellen.

Das Land gilt nun laut „Ease of Doing Business” Umfrage der Weltbank als einer der verlässlichsten Orte der Welt um Geschäfte zu tätigen. Georgien stand 2013 in der Rangliste auf Platz acht von 189, eine erhebliche Verbesserung von Rang 133, den das Land noch 2005 einnahm.

Robert (über LinkedIn): Wie reduzieren Sie in Ihren Portfolios starke Währungsschwankungen? Nutzen Sie harte Werte?

Mobius:
Wir versuchen Währungsschwankungen zu unserem Vorteil zu nutzen. Ist ein Unternehmen zum Beispiel ein Exporteur und die Kosten des Unternehmens entstehen in Lokalwährung, während die Exportumsätze in US-Dollar oder anderen ausländischen Währungen erzielt werden, dann versuchen wir mitunter die Schwäche der Lokalwährung zu nutzen, indem wir mehr Aktien dieses Unternehmens kaufen.

Wir folgen einem Ansatz, den wir „natürliche Absicherung“ nennen. Dabei bewerten wir Währungen mit langfristiger Perspektive auf Grundlage der Kaufkraftparität. Das ist die Angleichung der Wechselkurse zwischen Ländern, die erforderlich ist, damit der Austausch der gleichen Kaufkraft in beiden Währungen entspricht. Auf Grundlage dieser Analyse bewerten wir dann das individuelle Unternehmen. Wir setzen daher normalerweise keine Derivate zur Absicherung ein.

Ein typisches Portfolio umfasst mehr als 20 verschiedene Währungen. Bei Währungen, für die Absicherungen über Derivate erhältlich sind, kostet die Absicherung in der Regel genauso viel wie der erwartete Währungsverlust an sich ausmacht. Für viele der kleineren Währungen in den Schwellenmärkten gibt es auch einfach keine Absicherung.

Wir analysieren sorgfältig die Währungen aller Länder, in denen wir investieren. Damit befasst sich ein Wirtschaftsexperte in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Analysten für das Land. Sie prognostizieren gemeinsam die Währungsentwicklung. Diese Prognosen fließen direkt in die Analysen der jeweiligen Analystenmodelle ein.

Es bestand sicherlich eine hohe Volatilität im Devisenmarkt. Einige Währungen haben gegenüber dem US-Dollar zugelegt, mehrere andere haben Wert verloren. Im Rahmen unserer Bewertung der Unternehmen, in die wir investieren, beurteilen wir auch die Auswirkungen der Währungsentwicklung. Oft können Währungsverluste für einzelne Unternehmen sogar positiv sein.

So konnten zum Beispiel einige indische Unternehmen im Bereich IT-Outsourcing von Kursverlusten der Rupie profitieren. Diese Unternehmen erzielen ihre Umsätze häufig in ausländischen Währungen, wie US-Dollar oder Euro, während ihre Kosten in Rupien entstehen. So konnten die Aktien dieser Unternehmen in US-Dollar Kursgewinne verzeichnen. Unser gesamter Ansatz in Hinsicht auf Währungen besteht also darin, sie nach ihren Auswirkungen auf die Aktie eines Unternehmens zu bewerten. Wir treffen dann unsere Entscheidungen auf Grundlage der potenziellen Auswirkungsdynamiken.
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