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Robeco: Europäische Aktien? Noch nicht

Léon Cornelissen, Chefvolkswirt Robeco
Léon Cornelissen, Chefvolkswirt Robeco
In Europa bessert sich die Wirtschaftslage auf breiter Front, sogar die Peripheriestaaten stabilisieren sich. Die Eurozone könnte im kommenden Jahr um 1,0 Prozent wachsen, möglicherweise sogar noch etwas stärker, so Robeco weiter. Von der Regierungsbildung in Deutschland dürften keine Risiken ausgehen. Außerdem werde das Bundesverfassungsgericht die OMT-Geschäfte der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Stabilisierung der Währungsunion wohl kaum für unzulässig erklären. Gleichzeitig sei die Inflation mit zuletzt 1,3 Prozent unter der Zielmarke der EZB geblieben.

Insgesamt erwartet Léon Cornelissen, dass die Weltwirtschaft moderat zulegt und die Leitzinsen weiterhin auf einem künstlich niedrigen Niveau verharren. „Damit bleibt das makroökonomische Umfeld prinzipiell günstig für Aktien“, unterstreicht der Robeco-Chefvolkswirt. Cornelissen benennt aber auch mögliche Risiken. So dürfte zum einen die geplante Rückführung der überbordenden Liquidität durch die US-Notenbank erhöhte Kursschwankungen nach sich ziehen. Zum anderen könnten die politischen Spannungen im Mittleren Osten und in Europa wieder eskalieren. Hinzu komme, dass die Aktienmärkte zuletzt primär stiegen, weil die Investoren den Dividendentiteln höhere Gewinnmultiplen zubilligten – nicht aber, weil die Firmengewinne an sich kletterten. „Entsprechend geringer fällt jetzt das verbleibende Kurspotenzial unter Chance-Risiko-Gesichtspunkten aus“, erläutert der Kapitalmarktexperte.

Noch einige Baustellen in Europa

Spielraum für Enttäuschungen an den Kapitalmärkten besteht insbesondere in Europa. So könnten Zweifel am Zustandekommen der angekündigten Bankenunion neue Spannungen verursachen. Robeco sorgt sich darüber hinaus um den Reformstau in Frankreich. „Die aktuelle zyklische Konjunkturerholung in Europa wird die französischen Politiker kaum zum Handeln motivieren“, schätzt Léon Cornelissen. Auch sei es unvermeidbar, ein weiteres Rettungspaket für Griechenland zu schnüren.

Geht es ausschließlich um Aktienanlagen, rät Robeco derzeit von Europa ab. Das niederländische Investmenthaus favorisiert hier weiterhin Nordamerika. Dort habe man das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für das 2. Quartal 2013 auf 2,5 Prozent pro Jahr nach oben revidiert. Für die Asien-Pazifik-Region zeigen sich die Volkswirte moderat optimistisch. So sollte der schwächere Yen helfen, das Wirtschaftswachstum in Japan zu verbessern. China präsentiere sich widerstandsfähig, offenbar aufgrund früherer Konjunkturprogramme. „Die Führung in Peking will das für 2013 ausgerufene Wachstumsziel von 7,5 Prozent jetzt auch konkret erreichen. Das ist zu begrüßen. Denn Indien, der andere Wirtschaftsgigant Asiens, rutscht immer weiter ab“, so Cornelissen. Auch die brasilianische Wirtschaft habe sich abgeschwächt, gibt der Robeco-Chefvolkswirt zu bedenken.

Anleihemarkt – Schwellenländer in der Klemme

Zahlreiche Schwellenländer kämpfen derzeit mit Währungsabwertungen und erhöhter Inflation. „Verschiedene Staaten haben versucht, Kapitalabflüssen aus ihren Ländern durch Leitzinsanhebungen entgegenzuwirken. Dies könnte allerdings die Konjunktur beeinträchtigen“, beschreibt Léon Cornelissen das Dilemma. Verzinsliche Wertpapiere aus den Schwellenländern stuft Robeco derzeit mit „neutral“ ein. Der Chefvolkswirt des niederländischen Investmenthauses verweist auf aktuelle Risiken dieser Anlageklasse: „Die erhöhte Volatilität der Währungen aus den Emerging Markets lässt uns vorsichtig werden. Schließlich leistet die Währungskomponente den größten Beitrag zur Performance von Investments in Lokalwährungsanleihen.“

Unter Chance-Risiko-Aspekten zieht Robeco Hochzinsanleihen den Emerging-Market-Bonds derzeit eindeutig vor. „Zwar haben sich die Spreads bei High Yields im vergangenen Monat etwas ausgeweitet“, hat Léon Cornelissen beobachtet. Mit einer durchschnittlichen Rendite von zurzeit 6,6 Prozent p.a. biete das Segment jedoch attraktive Ertragsaussichten. Hinzu komme, dass für Hochzinsanleihen in diesem und im nächsten Jahr Ausfallraten von lediglich zwei Prozent erwartet würden. Da Schwellenländer-Bonds und Investmentgrade-Unternehmensanleihen zuletzt enttäuscht hätten, dürften die Anleger bald wieder vermehrt in High Yields investieren, so der Robeco-Experte.

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