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Thomas Heidel über US-Zinsanhebung Kapitalströme in Richtung USA

Thomas Heidel, Leiter Research beim Krefelder Vermögensverwalter Fidal
Thomas Heidel, Leiter Research beim Krefelder Vermögensverwalter Fidal
Die US-Zentralbank beließ kürzlich mit deutlichen neun zu eins Stimmen den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei null bis 0,25 Prozent. Als Begründung für diese Entscheidung wurden die eher moderate Entwicklung der Exporte und das verlangsamte Tempo der Stellenzuwächse genannt. Die Fed wies zudem auf die gute Verfassung des US-Arbeitsmarktes, trotz des verlangsamten globalen Wirtschaftswachstums, sowie auf den Anstieg der Ausgaben der privaten Haushalte und der Unternehmens- Investitionen in den vergangenen Monaten hin.

Die Zins-Entscheidung ist in ihrer Tragweite nicht einfach, denn sehr viele Faktoren müssen – gerade in ihrer Wechselwirkung – bedacht werden. Die Fed möchte ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren, denn die Verlässlichkeit ihrer Signale und eine sehr gute Kommunikation mit den Finanzmarktakteuren sind für eine effiziente Geldpolitik extrem bedeutsam. Zudem ist das Vertrauen in die US-Notenbank in der letzten Zeit schon arg strapaziert worden, die Kapitalmärkte sind extrem verunsichert. Die US-Zentralbank möchte derzeit in allererster Linie nicht das Wachstum der US-Binnenwirtschaft und die Ausgabefreudigkeit des Staates durch eine zu frühe oder zu heftige Anhebung der Zinssätze drosseln.

Neben ihrem Mandat - Inflation und Beschäftigung – berücksichtigt die Fed auch die internationale finanzielle Entwicklung. Von der Chefin des IWF, Christine Lagarde, hat sie schon den Ratschlag bekommen, so lange mit der Zinserhöhung zu warten, bis das Inflationsziel der Fed von zwei Prozent erreicht ist. Auch der Finanzminister der chinesischen Regierung, Lou Jiwei, rät der US-Notenbank „aufgrund ihrer Verantwortung für die globale Wirtschaft“ von einer raschen Zinserhöhung ab.

Auffällig ist, dass die Notenbanken der großen Wirtschaftsblöcke China, Japan und Europa derzeit in entgegengesetzte Richtungen agieren. So senkte die chinesische Zentralbank zum sechsten Mal in diesem Jahr den Zinssatz von 4,6 Prozent auf 4,35 Prozent und den Mindestreservesatz um 0,5 Prozent. Die EZB ließ dagegen den Zinssatz unverändert bei 0,25 Prozent, kündigte eine Überprüfung des Wertpapierankaufprogramms an und stimmte damit die Märkte auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen ein. Die japanische Notenbank (BOJ) sieht offiziell keinen Grund für eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

Für die Fed kommen hier Währungsüberlegungen ins Spiel, die bei Zinserhöhungen berücksichtigt werden müssen, da dadurch das Zinsdifferential zugunsten der USA erhöht wird, was tendenziell den Dollar stärkt. Die Währungen Yen und Euro haben sich schon gegenüber dem Vorjahr um circa 17 Prozent abgewertet. Da momentan eine Divergenz der Geldpolitiken der großen Wirtschaftsnationen besteht und Europa, Japan und China auf absehbare Zeit ihre ultra-expansive Geldpolitik weiter betreiben oder sogar verstärken wollen, werden die Währungen dieser Länder tendenziell abwerten beziehungsweise der US-Dollar aufwerten. Dies löst Kapitalströme in Richtung USA aus und behindert die Möglichkeiten der aufstrebenden Wirtschaftsnationen, ihre größtenteils in US-Dollar nominierten Schulden zurückzuzahlen. Im Gegenzug werden die Exporte der USA sinken oder weniger wachsen sowie die Umsätze und Gewinne der international orientierten US-Firmen sich verringern.

Die Fed schob auf ihrer letzten Sitzung die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Dezember definitiv in den Vordergrund. Nun fokussieren sich die Märkte verstärkt auf die Frage, ob die Fed am 16. Dezember die letzte Gelegenheit in diesem Jahr für die schon seit März in Aussicht gestellte erstmalige Zinserhöhung seit neun Jahren nutzen wird.

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