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Thomas Wüst „Ich würde kurzfristig nicht auf den Dollar wetten“

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Wird die Zinswende verschoben?

DAS INVESTMENT.com:
Wie lange dürfte die Fed denn mit der angekündigten Zinswende noch warten?

Wüst:
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie erst im neuen Jahr kommt. Denn die Rentenmärkte sind in der zweiten Dezemberhälfte erfahrungsgemäß relativ illiquide, da viele institutionelle Anleger ihre Bücher zum Jahresende hin schließen. Daher ist es fraglich, ob sich die Fed einen großen Gefallen tut, wenn sie die erste Zinsanhebung seit einem Jahrzehnt ausgerechnet im Dezember vornimmt.

DAS INVESTMENT.com:
Was bedeutet das für die Devisenkurse?

Wüst: Ich würde kurzfristig nicht auf den Dollar wetten. Wenn die Fed in den kommenden Tagen nicht erwartungsgemäß liefert, dann ist der Dollarkurs gegenüber dem Euro schneller bei 1,10 als bei 1,05. Weil der Dollar ohne Zinsanhebung an Attraktivität verliert, könnte ein künftig schwächerer Dollar wieder ein günstiges Einstiegsszenario für uns sein, um neue Dollar-Positionen aufzubauen.

DAS INVESTMENT.com: Setzen Sie langfristig also doch auf US-Investments?

Wüst: Wir investieren hauptsächlich aus Diversifikationsgründen auch in die US-Währung. Die Idee eines vermeintlichen Zinsvorteils in den Vereinigten Staaten ist nämlich zu kurz gesprungen. Dieser wird für ausländische Investoren durch den ungünstigeren Wechselkurs wettgemacht, wenn sich in den USA wieder eine höhere Inflation einstellen sollte. Und ein überbewerteter Dollar verringert langfristig auch die Ertragsaussichten der amerikanischen Exportwirtschaft.

DAS INVESTMENT.com: Und wann dürften Ihrer Meinung nach hierzulande die Zinsen wieder steigen?

Wüst: Das wird frühestens Ende 2018 passieren. Im kommenden Jahr erwarte ich keinerlei Zinsschritte der EZB. Und auch in 2017 wird das schwierig sein. Denn jetzt ist die Politik gefragt, neben der gestoppten Neuverschuldung auch die Staatsschuldenberge abzubauen. Die Zentralbanken kaufen ihnen lediglich Zeit, um zu handeln. Und bis es soweit ist, bleiben die Zinsen in Europa niedrig.

DAS INVESTMENT.com: Bedeutet das weiterhin niedrige Erträge für konservative Anleger?

Wüst: Nicht unbedingt. Wir bauen unseren Klienten derzeit Brücken durch das Niedrigzinstal. Da auch Dividendenstrategien, die oftmals als alternativlos bezeichnet werden, allein derzeit nicht immer aufgehen, nutzen wir flankierend dazu ausgewählte Unternehmensanleihen. Außerdem stellen auch risikogepufferte Discount-Zertifikate für den Aktienmarkt eine Alternative dar.

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