Thorsten Polleit EZB hält Kurs – die Entwertungspolitik geht weiter
Keine Überraschung auf der gestrigen Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB): Der Rat der Geldbehörde hat den Leitzins unverändert gehalten. Der Hauptrefinanzierungszins liegt unverändert bei 0,0%, der Einlagenzins bei minus 0,4%.
Der Rat sieht allerdings keine „Abwärtsrisiken“ mehr für die Euro-Wirtschaft. Gleichzeitig sieht er jedoch im jüngsten Inflationsanstieg noch keinen aufwärtsgerichteten Inflationstrend – und damit auch keinen Anlass, die Geldpolitik zu straffen.
Kein Tapering geplant
Die Schuldpapieraufkäufe gehen weiter: Gekauft werden pro Monat 60 Mrd. Euro, und dadurch wird die Euro-(Basis-)Geldmenge in gleichem Umfang erhöht – bis Dezember 2017 oder bei Bedarf auch darüber hinaus. EZB-Präsident Mario Draghi sagte auf der Pressekonferenz, der Ausstieg aus den Wertpapierkäufen („Tapering“) sei im Rat nicht diskutiert worden.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Die EZB hat zudem für das laufende Jahre die Prognose für die Inflation der Konsumentenpreise gesenkt. In 2017 soll sie nur noch 1,5 Prozent betragen von zuvor geschätzten 1,7 Prozent, und in 2018 soll sie auf 1,3 Prozent fallen gegenüber den bisher prognostizierten 1,6 Prozent. Auf diese Weise erlaubt sich die EZB quasi selbst, die Zinsen niedrig zu halten.
Für Sparer und Anleger bedeutet das, dass die meisten Zinsen im Euroraum nach Abzug der Inflation weiterhin negativ bleiben. Mit anderen Worten: Die Entwertung des Euro und der in Euro ausgewiesenen Ersparnisse geht weiter.