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Tim Albrecht DeAM-Manager über Dax: "Die Gewinnentwicklung rechtfertigt Rekordhochs"

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Sie sind seit 15 Jahren für den DWS Deutschland verantwortlich – und haben jüngst verkündet, dass wir in der besten aller Zeiten leben.

Das wiederhole ich auch heute gern. Wir haben im Grunde eine sehr gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft, ein ordentliches Wachstum, gute Konsumentenstimmung, nach wie vor eine Geldschwemme, Niedrigzinsen, Anlagedruck, Finanzrepression. Die Bewertungen deutscher Unternehmen sind noch günstiger geworden durch die kleine Korrektur an den Märkten. Wir haben attraktive Dividendenrenditen. Das ist nach wie vor ein sehr interessantes Umfeld für Aktienanlagen, auch wenn es sich zurzeit etwas nach Sommerloch und Nervosität anfühlt.

Nun hatten wir bereits vor zwei Jahren einen Dax-Stand von 12.000 Punkten. Fühlen Sie sich mit dem heutigen Stand wohler?

Absolut. Damals hatten sich die Aktienkurse von der Gewinnentwicklung abgekoppelt und sind innerhalb kurzer Zeit sehr stark gestiegen – in der Hoffnung, dass die Gewinne bei damals schwachem Euro nachziehen. Wir haben da schon gewarnt, dass das Währungsthema oft überschätzt wird. Die deutschen Unternehmen exportieren nicht mehr alles von der Heimat aus in die Welt, stattdessen haben sie viele Produktionsstätten vor Ort aufgebaut. Anleger sollten sich deshalb nicht ins Bockshorn jagen lassen, nur weil wir gerade auf der Währungsseite einen entgegengesetzten Trend haben. Die Gewinnentwicklung rechtfertigt Rekordhochs. Aber das eine ist das Fundamentale, das andere die Psychologie. Und zurzeit kommt jede Woche ein neues Thema auf, sei es der Dollar oder Nordkorea. Mich überrascht es, dass wir keine stärkeren Zuflüsse am Aktienmarkt sehen. Wir müssen akzeptieren, dass Aktien trotz der Volatilität langfristig einfach die beste Anlageklasse sind.

Appelle für mehr Aktienkultur sind die Mühe kaum wert.

Ich setze mich seit jeher für eine stärkere Aktienkultur in Deutschland ein, aber das ist wirklich ein mühseliges Thema. Man kann die Pferde zum Wasser führen, aber saufen müssen sie schon selber. In Deutschland wird einfach viel zu wenig in die eigenen Unternehmen investiert. Viele sehen am Aktienmarkt nur Gefahren. Die aktuellen Rücksetzer kann man jedoch auch positiv sehen. Ich habe das Argument gehört, dass Anleger unseren Optimismus teilen, aber die Dax-Bewertung bei 13.000 Punkten kritisch sehen. Jetzt haben wir einen Rücksetzer von fast 1.000 Punkten gesehen, doch das Anlegerverhalten hat sich wenig geändert.

Wo sehen Sie den DWS Deutschland mit Blick auf die nächsten 15 Jahre?

Wenn man sich die historischen Daten anschaut, liegt der Dax bei jährlich 8 bis 9 Prozent Zuwachs. Trotz aller Probleme in der Eurozone und auf der Schuldenseite sollten die Unternehmen in der Lage sein, ihre Gewinne in den nächsten 15 Jahren pro Jahr um 6 bis 7 Prozent zu steigern. Das lässt sich durchaus auf den Aktienmarkt übertragen. Und wenn wir unsere Arbeit weiter ordentlich machen, packen wir da hoffentlich ein bis 2 Prozentpunkte an Performance pro Jahr drauf. Also halte ich bei dieser Entwicklung 9 Prozent pro Jahr über die kommenden 15 Jahre durchaus für möglich.

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