Trotz Macrons Wahlsieg in Frankreich Gold bleibt attraktiv
Emmanuel Macron heißt Frankreichs neuer Präsident. Der 39-jährige Senkrechtstarter gewinnt im zweiten Wahlgang 65,8 Prozent der Stimmen, seine Gegnerin, Marine Le Pen, erreicht 34,2 Prozent. Die Pro-EU- und Pro-Euro-Kräfte freuen sich: Die Franzosen scheren nicht aus dem Gemeinschaftsprojekt aus. Macron gilt als Befürworter einer voranschreitenden europäischen Integration – im scharfen Gegensatz zu Le Pen. Doch gibt es wirklich Grund zum Jubel?
Mehr als die Hälfte der Franzosen anti-marktwirtschaftlich eingestellt
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Macron wurde zum Präsidenten gekürt, weil die Franzosen Le Pen verhindern wollten, nicht, weil sie sich für Macrons Politikkurs begeistert hätten. Das Institut de Recherches Economiques et Fiscales hat ermittelt, dass in der ersten Runde der Präsidentenwahl 55 Prozent der Wähler einen marktfeindlichen, kollektivistischen Kurs befürwortet haben – von der Nationalistin Marine Le Pen, dem Gaullisten Nicolas Dupont-Aignan bis hin zum Sozialisten Benoît Hamon und zum Kommunisten Jean-Luc Mélenchon. Mehr als die Hälfte der Franzosen wünscht sich also, dass Frankreich und Europa sich nicht marktwirtschaftlich, sondern anti-marktwirtschaftlich entwickeln werden.
Macron wird es daher innenpolitisch sehr schwer haben. Auch als machtvoller Präsident braucht er die Unterstützung der französischen Nationalversammlung. Macrons politische Bewegung „En marche!“ hat jedoch in der Nationalversammlung im Grunde noch keine Basis. Die Wahl der 577 Abgeordnete zählenden Nationalversammlung findet am 11. und 18. Juni nach dem Mehrheitswahlrecht statt. Ob Macron mit einer arbeitsfähigen Koalition daraus hervorgeht, die er braucht, um das Land zu reformieren, ist fraglich.