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Trotz Reformstau und internem Zoff Warum Experten weiter auf Europa setzen

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Dabei steht viel auf dem Spiel. Die Eurozone hat sich nach schwierigen Jahren so gut von ihrer Schuldenkrise erholt, dass ihre Wirtschaft seit 2016 schneller gewachsen ist als die der Vereinigten Staaten. Nicht zuletzt konnte die Europäische Zentralbank mit ihrer Politik ultraniedriger Zinsen sowie dem Aufkauf von Staats- und Unternehmensschulden kriselnde Staaten stützen. Doch mit dem Zwischenhoch könnte bald wieder Schluss ein. Der IWF hat zwar seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Währungsunion 2018 leicht auf 2,4 Prozent angehoben, den USA trauen die Statistiker mit 2,9 Prozent aber weit mehr zu. 2019 soll sich die Differenz den IWF-Analysten zufolge sogar auf 0,7 Prozentpunkte ausweiten. Vor allem einen drohenden Handelskrieg mit den USA sehen Experten als Bremsklotz an.

Die Zuversicht habe sich seit März merklich eingetrübt, sagt Greg Meier, Investment-Stratege bei Allianz Global Investors. Schuld sei die Sorge, dass „Präsident Trumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium weitere Produkte treffen und auch die deutschen Autohersteller in Mitleidenschaft ziehen könnten. Diese Befürchtungen sind zwar wieder etwas abgeklungen, gleichzeitig ist jedoch das Risiko eines handelspolitischen Schlagabtauschs zwischen den USA und China gestiegen“, so Meier. Eine schwächelnde Weltkonjunktur bedroht den noch jungen Bullenmarkt an den Aktienbörsen der Eurozone. Mit Standardwerten haben Aktienfonds im Schnitt 5,7 Prozent Rendite auf Jahressicht erzielt (Stand 23. April 2018). Die Gruppe der Fonds, die auf US-Großkonzerne setzen, steht dagegen 0,2 Prozent niedriger als noch zum Vorjahreszeitpunkt (siehe Grafik).

Trotz zahlreicher ungelöster Probleme sehen keineswegs alle Experten schwarz. Chefvolkswirt Folker Hellmeyer von der Bremer Investmentgesellschaft Solvecon hat die Währungsgemeinschaft mit Blick auf den jüngsten Fiscal Monitor des IWF, der die Haushaltsdaten der wichtigsten Volkswirtschaften erfasst, sogar als Musterknabe geadelt: „Bei den großen westlichen Wirtschaftsräumen nimmt die Eurozone die stärkste Position ein. Die USA sind bezüglich der Haushaltslagen der kranke Mann der westlichen Welt.“ Große Defizite der Vereinigten Staaten und die historisch hoch verschuldeten Konsumenten dort seien ein Problem. Diese Sichtweise spricht für die Politik Angela Merkels, der dienstältesten westlichen Staatschefin. Für die künftige Wohlfahrt Europas und als Schutz gegen neue Eurokrisen wäre es aber wohl in jedem Fall zu wünschen, dass dem Verhältnis der führenden Staatenlenker Europas bald tatsächlich ein neuer Zauber innewohnt.

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