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Trotz Toyota, GM und Volkswagen China als weltgrößter Autoproduzent

Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager von Straits Invest in Singapur
Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager von Straits Invest in Singapur
Im August 2010 staute sich der Verkehr auf der chinesischen Fernverkehrsstraße G6 die Lhasa mit Peking verbindet auf einer Länge von 90 Kilometern. Der Stau löste sich erst nach 12 Tagen auf. Grund waren keine Erdrutsche oder Massenkarambolagen, sondern schlicht und einfach hohes Verkehrsaufkommen.

Der G6-Stau ging als längster Stau der Welt in die Verkehrsgeschichte ein. Staus, die mehrere Tage dauern, sind allerdings keine Seltenheit in China. Schon jetzt ist das chinesische Autobahnnetz mit 97.355 Kilometern Länge das mit Abstand größte der Welt, weit vor dem amerikanischen Interstate-Netz.

Jedes Jahr kommen mehr als 10.000 Kilometer neue Fernverkehrsstraßen hinzu, doch selbst diese Kraftanstrengungen reichen kaum aus, um den Anstieg der Pkw-Zahlen zu bewältigen. 2012 wurden in China 19,3 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen, für 2013 schätzt man die Zahl auf deutlich über 20 Millionen.

Die Studie Fast 2025 – Future Automotive Industry Structure geht davon aus, dass sich das Gravitationszentrum der Automobilindustrie von Europa und den USA in den kommenden zehn Jahren eindeutig Richtung Asien verschieben wird. Die weltweite Wertschöpfung in der Automobilindustrie (exklusive Ersatzteilmarkt) wird von aktuell 840 Milliarden Euro auf 1,3 Billionen Euro 2025 anwachsen.

Wachstumstreiber sind Indien und China, wobei das Reich der Mitte mit rund 300 Milliarden Wertschöpfung seine Vormachtstellung als weltgrößter Automobilproduzent ausbauen wird.

China, weltgrößter Automobilproduzent? Als westlicher Sicht mutet diese Aussage verwegen an, denkt man doch hierzulande sofort an die Autoriesen Toyota, GM und Volkswagen als größte Einzelproduzenten. Doch dieser Blick auf die Branchengrößen täuscht.

Zwar rangiert der größte chinesische Hersteller Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) mit einer Jahresproduktion 1,8 Millionen „nur“ auf Platz 15 in der Top 50-Liste der größten Automobilhersteller, einen Platz vor dem indischen Hersteller Tata. Doch von den folgenden 35 Plätzen stammen weitere 21 Unternehmen ebenfalls aus China. Kumuliert liefen 2013 17 Millionen Kraftfahrzeuge von den chinesischen Bändern. 2025 werden es 39 Millionen sein, jedes zweite Auto weltweit wird dann in Asien hergestellt werden.

Noch ist die europäische Automobilindustrie führend in Forschung und Entwicklung. Und sie wird es auch 2025 noch sein, so glauben die Autoren der Studie FAST 2025. Doch wie schnell asiatische Hersteller von reinen Kopisten zu Innovationsführern werden können, zeigt das Beispiel der japanischen und koreanischen Autoindustrie. Einst belächelt und als Billigheimer verschmäht, wurden Hersteller wie Toyota, Hyundai und Kia schnell zu Vorbildern in Sachen Qualität und Fertigungseffizienz.

Grohnehin ist die Frage, ob der westliche Trend zu immer leistungsfähigeren und komfortableren Autos anhalten wird, oder ob nicht wendigen, ökonomischen und umweltverträglichen KFZ die Zukunft gehört. Wenn sich dieser, oft auch von der Gesetzgebung forcierte Trend durchsetzen sollte, dann wird sich ein vollkommen veränderter Automobilmarkt ergeben.

Für asiatische Hersteller, schon jetzt geübt in der Herstellung von effizienten Lowcost-Fahrzeugen, dürfte das kein Nachteil sein. Das hat auch Volkswagen erkannt und will nun mit Macht für Schwellenländer wie Indien einen Kleinwagen unterhalb des VW-Up entwickeln. Da ist neben Tata schon seit Jahren die Suzuki-Marke Meruti erfolgreich. Mit Autos für umgerechnet 3.000 Euro.

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