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Trump, Le Pen & Co. Robeco: „Was zählt, ist die Wirtschaft" – warum die Märkte den Daten folgen werden

Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions
Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions

Die Preisbildung an den Finanzmärkten wird weiter von harten Konjunkturdaten bestimmt, nicht von den neuesten Äußerungen von Donald Trump. Die Aktienbörsen haben die kontroversen politischen Äußerungen des neuen US-Präsidenten weitgehend ignoriert. Angesichts der dramatischen Schlagzeilen in den ersten Wochen seiner Präsidentschaft könnte man annehmen, dass die Finanzmärkte ein paar schwierige Wochen hinter sich haben ¬müssen – aber das Gegenteil ist der Fall. So verharren US-Aktien seit fast zwei Monaten in einem durch geringe Volatilität geprägten Handelsmuster. Dabei ist der VIX-Volatilitätsindex – Barometer für die vom Markt erwartete Schwankungsintensität des S&P 500 –kontinuierlich gefallen und hat fast seinen niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre erreicht.

Was den Rentenmarkt angeht, haben sich die US-Anleiherenditen seit Beginn des Jahres eingependelt. Die Volatilität von Anleihen aus der Eurozone ging zunächst zurück, nimmt jetzt aber wegen lokaler Risiken wieder zu. Lediglich an den Devisenmärkten hat die Volatilität stetig zugenommen. Dort sind die Schwankungen inzwischen deutlich höher als zum Zeitpunkt der Wahl am 8. November. Was genau geht da vor?

Reale Welt versus Welt der Politik – Überraschend erfreuliche Daten

Unter dem Strich konzentrieren sich die Märkte auf das, was in der realen Welt geschieht – und nicht in der spannungsgeladenen Welt der Politik. Die Situation lässt sich viel besser erklären, wenn wir über die von Trump produzierten Schlagzeilen hinaus auf Nachrichten schauen, die in letzter Zeit etwas vernachlässigt wurden. Nehmen wir die Weltwirtschaft. Die Konjunkturdaten sorgen beständig für positive Überraschungen und weisen auf eine wachsende wirtschaftliche Dynamik hin. Dieses Phänomen ist nicht auf die USA beschränkt, sondern zeigt sich auch in Asien – speziell in Japan – und besonders in Europa. Der Citi Surprise Index liegt jetzt für alle drei Regionen im positiven Bereich. Erfreuliche Überraschungen in dieser Größenordnung hat es in allen drei Wirtschaftsräumen das letzte Mal 2010 gegeben. Die konjunkturelle Verbesserung spiegelt sich auch in den bisher veröffentlichten Quartalszahlen der Unternehmen wider. Das vierte Quartal unterscheidet sich wesentlich von den vier vorherigen Quartalen. Denn bei den Unternehmensgewinnen zeichnet sich auf breiter Basis eine erhebliche Steigerung ab. Die Befürchtung, dass rückläufige Ergebnisse die Weltwirtschaft nach unten ziehen, ist verschwunden.

Diese Entwicklung zeigt klar und deutlich: So laut und geräuschvoll sich Trump auch gebärden mag, solange sich dies nicht direkt auf das zugrundeliegende Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne auswirkt, haben die Aktienmärkte guten Grund, seine Äußerungen im Allgemeinen zu ignorieren. Anders ausgedrückt: „Was zählt, ist die Wirtschaft”, wie es bereits Bill Clinton im Jahr 1992 auf den Punkt brachte. Das erklärt auch die Entwicklung der Spreads an den internationalen Rentenmärkten. Die Konjunkturdaten aus Europa zeigen, dass die zugrundeliegende Dynamik hier – trotz weit verbreiteter gegenteiliger Auffassung – stärker zunimmt als in den USA.

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Politische Risiken in Europa bestehen weiter

Mit Blick auf Europa bestehen weiterhin politische Risiken. So ist zu erwarten, dass populistische Parteien bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden im März und den Präsidentschaftswahlen in Frankreich im April und Mai gut abschneiden dürften. Gerade die Wahlen in Frankreich entwickeln sich allmählich zum entscheidenden Ereignis für die Finanzmärkte. Der Front National, Marine Le Pens EU-feindliche Partei, liegt in den Meinungsumfragen klar vorn. Und auch wenn die meisten Umfragen erwarten lassen, dass Le Pen in der zweiten Runde geschlagen wird, kann man schwerlich leugnen, dass ihre Gegenkandidaten zurzeit nicht als besonders stark erscheinen.

Hinzu kommt Griechenlands anhaltende Schuldenkrise, die zwar ein paar Jahre im Hintergrund geblieben ist, indirekt aber mit Trump und den zukünftigen Machtverhältnissen in Europa zusammenhängt. So waren Griechenlands jüngste Konjunkturdaten erneut schwach, und der Internationale Währungsfonds (IWF) wird demnächst entscheiden, ob er weiter an einer Rettung Griechenlands mitwirkt. Der IWF hat sich bisher nur widerwillig an dem Rettungspaket beteiligt. Und mit Trump als Präsident des wichtigsten IWF-Mitgliedslandes könnte sich die Lage recht schnell verschlechtern. Dann würden sich die Blicke auf die Bereitschaft europäischer Kernländer wie Frankreich, Deutschland und die Niederlande richten, Griechenland in einem Wahljahr zu unterstützen.

Vorsicht bei der Portfolio-Aufteilung, Übergewichtung von Schwellenländeranleihen

Auch wenn die Märkte Trumps Rhetorik bislang ignorieren, haben die Risiken zugenommen. Im aktuellen Umfeld kann man zum Beispiel mit einer Long-Position in den USA und einer Short-Position in Frankreich die aktuellen Risiken durch die bevorstehende Wahl in Frankreich besser steuern. Auch die Übergewichtung von Schwellenländeranleihen ist durchaus eine Option, da die Spreads auf diese Papiere zurzeit höher sind als die von hochverzinslichen Anleihen. Zudem ist ihre Bonität deutlich besser, während die im Schwellenländer-Währungskorb enthaltenen Währungen im Durchschnitt unterbewertet sind. Das ist zwar keine Garantie dafür, dass Währungen auf kurze Sicht ein positiver Faktor sein werden, ihre Prognosekraft nimmt aber im Lauf der Zeit zu.

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