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Turbulenzen an US-Börsen Flucht in defensive Aktien ist teuer

Was passiert, wenn die Aktien, in die jeder Marktteilnehmer in einer Krisensituation flüchtet, zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt werden, das über dem jeder anderen Branche liegt? Die Nerven liegen blank.

Genau das ist derzeit bei Basiskonsumgüter-Aktien in den USA zu beobachten
. Unternehmen vom Suppenhersteller Campbell Soup bis hin zum Cornflakes-Konzern Kellogg werden zu den höchsten Kursen in zwölf Jahren gehandelt – in Relation zu den Gewinnen, die diese Firmen erzielen.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 sind Unternehmen, die Verbraucher mit grundlegenden Produkten und Dienstleistungen versorgen, die teuerste Branchengruppe im amerikanischen Aktien-Leitindex Standard & Poor’s 500 (mit Ausnahme der Titel von Energiefirmen, bei denen die Gewinneinbrüche den Vergleich verzerren).

Für Investoren, die in Zeiten hoher Marktvolatilität nach einer wertbeständigen Branche suchen, machen teure defensive Aktien die Sache nicht einfacher. „Die Leute zahlen eine höhere Bewertung für die größere Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kapital in diesen defensiven Sektoren bewahrt wird", erklärte Neil Azous, Gründer von Rareview Macro in Stamford, Connecticut, in einem Interview mit Bloomberg.

Seit der August-Korrektur des S&P-500 sind Investoren zuhauf in die Aktien aus dem Bereich des Basiskonsums geflüchtet. Dem Sub-Index gelang es in der Zwischenzeit, rund ein Zehntel zuzulegen. Einmal konnte das Barometer den Gesamtindex gleich zwölf Wochen in Folge schlagen – die längste Gewinnserie seit mindestens November 2007, als die US-Wirtschaft kurz vor ihrer jüngsten Rezession stand.

Hohe Bewertungen machen Aktien aber auch anfälliger für Enttäuschung unter den Investoren.
So verlor zum Beispiel der Getränkekonzern Dr Pepper Snapple am Mittwoch der vergangenen Woche 2,9 Prozent an Wert. Der Ausblick für 2016 war hinter den Erwartungen zurückgeblieben, jedoch lagen Gewinn und Umsatz im vierten Quartal oberhalb der Prognosen.

Die extrem hohen Bewertungen der sicheren Häfen halten einige Investoren ganz auf Abstand.
Hamish Douglass, dessen Magellan Global Equity Fund in den vergangenen fünf Jahren rund 99 Prozent vergleichbarer Fonds geschlagen hatte, erhöhte seinen geplanten Barmittel-Anteil auf rund 14 Prozent der gesamten Aktiva. „Statt der defensivsten Aktien, die wir ansonsten gehalten hätten, halten wir Cash", sagte er in einem Interview mit Bloomberg.

Der 38 Mitglieder umfassende Sub-Index hat im vierten Quartal einen Gewinnrückgang von unterm Strich 2,2 Prozent verzeichnen müssen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Zwar konnten die Überschüsse die Erwartungen schlagen, doch die Umsätze blieben um durchschnittlich 1,5 Prozent hinter den Prognosen zurück. Die größten Verluste kamen dabei von Unternehmen aus den Bereichen Nahrungsmittel, Getränke und Tabak.

Hinzu kommen relativ große Schwankungen bei den Aktienkursen. Der Basiskonsum-Subindex im S&P-500 hat sich in diesem Jahr pro Tag um durchschnittlich 0,86 Prozent bewegt – verglichen mit nur 0,57 Prozent im Rest des Bullenmarktes.

„In einer Rendite-schwachen Welt haben die Investoren vermeintliche Sicherheit und Dividenden gejagt ", sagt Larry Pitkowsky, Mitbegründer von Goodhaven Capital Management. „Wie dem auch so sei: Beim Investieren hat die Sicherheit typischerweise ihren Preis. Und je teurer es wird, desto weniger sicher ist das Investment."

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