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UBS: Investieren am Rande der Fiskalklippe

Stefan Lecher ist Global Head Strategist bei UBS Global Asset Management. Foto: Anna Mutter
Stefan Lecher ist Global Head Strategist bei UBS Global Asset Management. Foto: Anna Mutter
Die Wirtschaft taumelte Ende 2012 „am Rande der Klippe“. Die Probleme des Euroraums rückten zeitweilig in den Hintergrund, die Sorge um die Fiskalklippe und eine relativ schwache US-Berichtssaison beunruhigten stattdessen die Märkte. Die Nerven der Marktteilnehmer beruhigten sich im Dezember, als die US-Notenbank nochmals unterstrich, sie werde eine extrem wachstumsfreundliche Geldpolitik verfolgen, solange die Inflationserwartungen moderat blieben.

Darüber hinaus verknüpfte die Fed den Zeithorizont ihrer Maßnahmen erstmals ausdrücklich mit der Arbeitslosenquote und stellte in Aussicht, die quantitative Lockerung fortzusetzen, solange die Arbeitslosigkeit mehr als 6,5 Prozent betrage.

Diese Bekanntmachungen zielten darauf ab, die Zinsen niedrig zu halten, den Hypothekenmarkt zu unterstützen, um die aufkeimende Erholung am US-Häusermarkt zu fördern und die Verbraucherzuversicht zu steigern.

Im Euroraum beruhigte sich die Lage mit der Entscheidung der Finanzminister, der Europäischen Zentralbank größere Kontrollbefugnisse über die wichtigsten Banken des Euroraums einzuräumen, um die Finanzaufsicht im ganzen Währungsraum zu vereinheitlichen. Ende 2012 verringerten sich infolgedessen die Extremrisiken im Euroraum – und es scheint, dass hiermit konkrete Schritte zur Lösung der Staatsschuldenkrise unternommen worden sind.

Zusammen mit dem Kompromiss zur Vermeidung der Fiskalklippe lässt sich die Situation an den Märkten als „vorsichtig optimistisch“ beschreiben. Was heißt das für die Asset Allokation? In unseren Strategien nehmen wir eine moderate Übergewichtung risikobehafteter Anlagen gegenüber der Benchmark vor. Wir betrachten die Kreditrisiko-Komponente bei Unternehmens- und Hochzinsanleihen weiterhin als attraktiv. Bei Aktienanlagen sind wir moderat übergewichtet und setzen dabei klare regionale Schwerpunkte.

Aktien: Europa, Japan und Schwellenländer im Fokus

Im Euroraum sehen wir weiterhin Schritte in die richtige Richtung. Vor allem scheint zunehmend anerkannt zu werden, dass Haushaltsdisziplin nicht die alleinige Antwort sein kann. Es wird inzwischen mehr Wert auf strukturelle Reformen in den Peripherieländern gelegt, wodurch sich deren langfristige Wettbewerbsfähigkeit verbessern sollte.

Unter den Aktienmärkten bevorzugen wir Europa im Vergleich zu den USA. Dies geht vor allem auf unsere intern ermittelten Bewertungskennzahlen zurück, die auf eine Unterbewertung von europäischen Papieren gegenüber US-Aktien hinweisen. Aus unserer Sicht spiegeln die europäischen Aktienpreise den Rückgang der Extremrisiken in Europa nicht hinreichend wider.

Ebenfalls aus Bewertungsgründen behalten wir unser Übergewicht in japanischen Aktien und seit dem vierten Quartal 2012 auch in Schwellenländeraktien. Im Gegensatz zu den Erwartungen vieler Marktteilnehmer haben Schwellenländeraktien in den vergangenen Jahren regelmäßig schlechter abgeschnitten als entsprechende Werte aus den Industrieländern. Wir glauben, dass ihre relative Performance zu schwach ausgefallen ist und erwarten eine teilweise Umkehrung des Trends.

Festzinsanlagen: Deutschland untergewichtet, Unternehmensanleihen bevorzugt

Die Duration, also die Sensibilität für Zinsänderungen, bleibt in unseren Strategien leicht kurz, dies bedeutet: Wir erwarten leicht steigende Zinsen. Obwohl es Anzeichen gibt, die auf einen verbesserten wirtschaftlichen Ausblick hinweisen, dürften die Zinsen aufgrund der extrem lockeren Geldpolitik führender Notenbanken niedrig bleiben. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen. Die Unternehmensbilanzen sind weiterhin gesund, bei sehr niedrigen Ausfallraten.
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