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Aktualisiert am 28.01.2020 - 12:12 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

Und tschüss! Wenn erfolgreiche Fondsmanager gehen

Sonja Schemmann, Olgerd Eichler, John Bennett, Anko Beldsnijder
Sonja Schemmann, Olgerd Eichler
John Bennett, Anko Beldsnijder

„Die Fünf-Milliarden-Euro-Frau”, „die junge Meisterin der Dividende“ oder schlichtweg „Vorzeigemanagerin der DWS“ – Sonja Schemmann ist spätestens 2005 ein Star in Markt und Medien. Sie ist maßgeblich an der Entwicklung des im April 2003 aufgelegten DWS Top Dividende beteiligt. Strategie, Timing und Performance – alles stimmt. Der DWS Top Dividende wird innerhalb von nur zwei Jahren zum zweitgrößten Fonds der Deutsche-Bank-Tochter. Bereits 2004 hat die DWS mit dem European Dividend Plus noch einmal nachgelegt. Managerin: Sonja Schemmann. Dann der Schock. Ende September 2005 verlässt Schemmann die Frankfurter Gesellschaft und zieht nach London zu Schroders. Dort übernimmt sie erneut zwei Dividendenfonds, den Schroder ISF Global Equity Yield und den Schroder ISF European Equity Yield. Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (Oktober 2009). 
 
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>> zum Abo-Service & Einzelheftbestellung Bei Dachfondsmanager Eckhard Sauren („Wir investieren nicht in Fonds, wir investieren in Fondsmanager“) schrillen die Alarmglocken. Nach einem Managerwechsel reagiert er sofort. „In zehn Jahren Dachfondsmanagement haben wir nur einen Fonds nach einem Wechsel nicht verkauft“, sagt Ansgar Guseck, Vorstand der Sauren Fonds-Research AG. Gefahr wittern meist auch Berater und Anleger, schließlich gibt es genügend prominente Beispiele dafür, dass es mit dem zurückgelassenen Fonds anschließend bergab geht. Sauren selbst erwähnt in diesem Zusammenhang immer wieder die Namen Anko Beldsnijder (von ABN Amro über Griffin zu Mainfirst) und Jürgen Kirsch (von Merrill Lynch zu Griffin). Im Schnitt wechseln Fondsmanager alle dreieinhalb Jahre ihren Arbeitsplatz, hat das Analysehaus Lipper Research im Auftrag des Branchendienstes E-Fundresearch herausgefunden. Nach einer Auswertung der britischen Gesellschaft Citywire bleiben Manager sogar nur zweieinhalb Jahre im Amt. Und in turbulenten Börsenzeiten wie diesen verkürzen sich die Intervalle noch. Ausgewechselt, dann abgehängt Nicht immer ist Angst ein guter Ratgeber. Investoren, die mit Schemmann die DWS verließen, stehen heute schlechter da als diejenigen, die die Füße stillgehalten und den Nachfolgern eine Chance gegeben haben. Und Schemmann ist nicht das einzige Beispiel, das sich der scheinbar simplen Erfolgsformel „Raus, wenn ein erfolgreicher Manager geht“ widersetzt: Auch der Ausstieg von Anthony Bolton beim Fidelity European Growth hat keine großen Spuren hinterlassen, ebenso wenig der Abgang von Christoph Bruns und Olgerd Eichler beim Uniglobal von Union Investment oder der Rückzug von Pimco-Star Scott Mather beim Allianz Pimco Euro Bond Total Return. Wann verkauft werden sollte Björn Drescher warnt darum vor Panikmache: „Ein Ausstieg ist annähernd genauso häufig die richtige wie die falsche Strategie“, so der Chef des Fondsanalysehauses Drescher & Cie. Ob ein Fonds nach einem Managerwechsel ausgetauscht werden sollte, hängt Drescher zufolge von drei Faktoren ab: Wie stark ist der Anlageprozess geregelt? Wo wird investiert? Und wer kommt als Nachfolger? Grundsätzlich gilt dabei: Je stärker der Investmentprozess reglementiert ist, je weniger Freiheiten der Fondsmanager also hat, desto unwichtiger ist er. „Wechselt der Manager eines Indexfonds, interessiert das keinen Menschen“, so Drescher. Auch wenn der Manager sehr nah an seinem Vergleichsindex investiere, müssten sich Anleger nur geringe Sorgen machen. Drescher: „Das schafft dann auch der Neue.“ Werde die Anlagestrategie von einem großen Team bestimmt, innerhalb dessen Einkaufslisten und Mindestgewichtungen diskutiert und festgelegt werden, sei das Risiko eines Absturzes ebenfalls gering. Hinzu kommt: „Die Marktkenntnis und das Können des Fondsmanagers ist umso wichtiger, je ineffizienter der Markt ist“, erklärt Drescher. Bei einem Schwellenländerfonds etwa oder einem europäischen Nebenwerte-Fonds sei auch immer viel Fingerspitzengefühl dabei. „Je mehr der Anlageerfolg vom persönlichen Können und dem Mut des Managers abhängig ist, desto eher wird ein Wechsel zum Wagnis für die investierten Anleger.“ Den Ausgang des Wechselspiels bestimmt dann letztendlich der Nachfolger. Drescher: „Ein Fondsmanager, der schon jahrelang gute Arbeit geleistet hat und wechselt, steckt den Stecker in die Dose und macht da weiter, wo er aufgehört hat.“ Schemmanns Nachfolger Thomas Schüssler ist dafür ein gutes Beispiel. Der Physiker arbeitet seit 2001 für die DWS. Er leitet das Team für Value-Investments und betreut bereits seit Oktober 2002 erfolgreich den DWS Global Value. Beim Fondskauf sollte darum weniger die Performance als der Manager und sein Team im Vordergrund stehen. Seine Erfahrung spielt eine größere Rolle, als es auf den ersten Blick scheint: Laut Lipper-Analyse ist die Performance umso besser, je länger der Manager auf seinem Sessel sitzt. Mindestens fünf Jahre sollte er für denselben Arbeitgeber gearbeitet haben. Vor allem bei sehr aktiv gemanagten Fonds und in Nischenmärkten ist seine Erfahrung bares Geld wert.

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