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Aktualisiert am 14.01.2008 - 17:45 Uhrin Tops & FlopsLesedauer: 4 Minuten

Ungleiche Auktionen

Der Zweitmarkt für geschlossene Fonds wächst, neben Käufer - gesellschaften und Initiatoren-Plattformen gibt es vier firmenübergreifende Online-Marktplätze. Sie unterscheiden sich deutlich.

Auf einem herkömmlichen Flohmarkt kommt jeder mit jedem ins Geschäft. Bei den vier offenen Handelsplattformen am Zweitmarkt der geschlossenen Fonds ist das ähnlich. So dürfen alle Investoren bei der Fondsbörse Deutschland, Zweitmarkt Plus, Deutsche Sekundärmarkt GmbH (DSM) und Deutsche Zweitmarkt Secondhand-Anteile kaufen und verkaufen.
Gemeinsam ist den Internet-Marktplätzen zudem, dass beide Seiten eine Gebühr von je 2,5 Prozent zahlen müssen, sofern der Deal zustande kommt. Dennoch unterscheiden sie sich in vielen Punkten voneinander. Das gilt zunächst für ihre Betreiber. So steht hinter der Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG, die den Handel auf der Plattform betreut, die Börse Hamburg- Hannover mit einem Anteil von 50 Prozent. Weitere 25 Prozent hält die dänische Egnsbank Han Herred, und der Rest entfällt auf die Emissionshäuser Hansa Treuhand, HCI, König & Cie. und Real I.S.

Unterschiedliche Bietverfahren

Zweite firmenübergreifende Plattform mit Börsenhintergrund und damit Börsenaufsicht ist Zweitmarkt Plus. An ihr halten die Börse Berlin und die Quorum Treuhandgesellschaft je die Hälfte der Anteile. Zur letztgenannten Gruppe gehört auch HTB, ein Initiator von Zweitmarktfonds. DSM ist eine Tochter vom Emissionshaus Nordcapital, das auch Zweitmarktfonds auf- legt. Die Hauptaktionäre der Deutsche Zweitmarkt sind M.M. Warburg und der Zweitmarktfonds-Initiator Salomon & Partner mit je 41 Prozent. Weitere 18 Prozent befinden sich im Streubesitz.
Auch die Verfahren zur Preisermittlung weichen voneinander ab. Die Fondsbörse Deutschland arbeitet mit einem Einheitskursverfahren. „Es gibt einen Kurs je Fonds pro Tag. Mit dem Einheitskursverfahren wird ein für Käufer und Verkäufer gleichermaßen vertretbarer Preis ermittelt“, erläutert Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler.
Bei diesem Verfahren bildet der Makler einen Mittelwert zwischen den beiden höchsten Kaufgeboten oder, sofern nur eines vorliegt, zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs. Beispiel: Der Besitzer verlangt 110 Prozent, ein Interessent bietet 110 Prozent, ein weiterer 120. Zustande kommt der Deal bei 115 Prozent. Ob das Geschäft überhaupt geklappt hat, erfahren die Parteien erst nach Handelsende, was Kritiker intransparent nennen.
Bei DSM und Deutsche Zweitmarkt hingegen gibt es ein Bietverfahren à la Ebay. Wer am meisten zahlen will, ergattert den Fondsanteil. Ein Online-Bietagent hilft, den Preis stufenweise bis zum Maximalgebot zu steigern. Beträgt ein Gebot 110 Prozent und ein anderes 115 Prozent, bekommt der Zweite den Zuschlag bei der nächsten Bietstufe, sprich bei 110,1 Prozent.
Bei Zweitmarkt Plus gewinnt ebenfalls der Käufer mit dem höchsten Gebot. Ein Bietagent existiert jedoch nicht. Vorstand Frank Heimsaat: „Wer bei uns 120 Prozent bietet, zahlt genau das und nicht eine Summe bis zu maximal 120 Prozent. Das nützt dem Verkäufer, denn er erzielt einen tendenziell höheren Preis.“
Das Ebay-Verfahren bei DSM und Deutsche Zweitmarkt ist aber nur ein Nebenschauplatz. Die meisten Anteile handeln die beiden Plattformen im Direkt geschäft, das es bei den Börsen-Plattformen gar nicht gibt. Bei DSM können Anleger ihre Beteiligung zu einem Festpreis an den Schiffs-Zweitmarktfonds der Nordcapital verkaufen, und Deutsche Zweitmarkt vermittelt ebenfalls Verkäufe zu festen Preisen.

Mehr Direkt- als Bietgeschäft

DSM-Geschäftsführer Philipp Jörss: „70 bis 80 Prozent unserer Zweitmarkt-Umsätze kommen über das Direktgeschäft mit unseren Zweitmarktfonds zustande und 20 bis 30 Prozent über das Bietverfahren.“ Ähnliches gilt für Deutsche Zweitmarkt. „Etwa 20 Prozent unseres Zweitmarkt-Umsatzes erzielen wir über unsere Handelsplattform. Tendenz steigend“, so Geschäftsführer Niko las Dierkes. Die Zweitmarktfonds Maritim Invest und Real Invest treten bei rund 40 Prozent der Direktgeschäfte und bei 10 Prozent der Versteigerungen als Käufer auf.
DSM und Deutsche Zweitmarkt sehen das Direktgeschäft als Service für Anleger, die eine schnellere Abwicklung wünschen, sich nicht mit Internet-Auktionen befassen mögen oder ein ganzes Portfolio verkaufen wollen. Offen bleibt aber, ob die Anbieter die besten Anteile gar nicht erst auf die Plattform stellen, sondern gleich ins Direktgeschäft geben – und wie dort die Preisfindung zustande kommt, ist unklar. Denn die Direktkäufer sind nun einmal vor allem Zweitmarktfonds, und die müssen möglichst günstig einkaufen, um eine möglichst hohe Rendite für ihre Investoren zu erzielen.
Auch bei Zweitmarkt Plus stimmt die gesellschaftliche Nähe zu HTB misstrauisch. Doch die Marktordnung des Hauses verbietet Direktgeschäfte an der Plattform vorbei, und der Umsatz mit HTB liegt Heimsaat zufolge nur bei rund einem Prozent des Gesamtumsatzes seines Unternehmens. Darüber hinaus unterscheiden sich die Plattformen im Tempo. Dauert es bei der Fondsbörse Deutschland nach eigener Aussage drei bis vier Wochen, bis der Kunde sein Geld auf dem Konto hat, so wartet er bei Zweitmarkt Plus eineinhalb bis zwei Monate. Versteigert er seinen Anteil bei DSM, kann er dem Betreiber zufolge in drei bis vier Wochen über sein Geld verfügen. Bei Deutsche Zweitmarkt dauert es vier bis acht Wochen.

Zeit sparen, Geld verlieren

Reine Käufergesellschaften sind schneller. Mark Hülk von der Hamburger Meridian 10, die gebrauchte Fondsanteile aufkauft: „Unsere Kunden haben ihr Geld schon nach durchschnittlich zwei Wochen auf dem Konto, denn die auf den Handelsplattformen üblichen, zeitaufwändigen Schritte wie Ermittlung eines Preises und anschließender vertraglicher Fixierung mit einem zu Beginn des Verfahrens unbekannten Dritten entfallen bei uns.“ Die Direktgeschäfte der DSM und Deutsche Zweitmarkt gehen ähnlich zügig vonstatten.
Wer es eilig hat, kann also bei einem Aufkäufer oder im Direktgeschäft besser aufgehoben sein – eventuell verzichtet er dann aber auch auf einige Tausend Euro. Da vorwiegend Profikäufer am Markt unterwegs sind, sollten private Verkäufer stets mehrere Offerten einholen. Sonst laufen sie Gefahr, auf dem Flohmarkt ein schlechtes Geschäft zu machen.

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