LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 3 Minuten

Unhappy Birthday, Krise!

Holger Sandte
Holger Sandte
Wenn man von der langen Vorlaufphase absieht, gilt der 9. August 2007 als Startpunkt der Finanzkrise, die damit gestern ihren fünften Geburtstag "feierte". Damals pumpte die Europäische Zentralbank (EZB) 95 Milliarden Euro in den Geldmarkt und reagierte damit auf den Vertrauensverlust unter Banken, der durch Schieflagen von Immobilien-Investments entstanden war. Später taumelten dann Banken, Konjunktur, Staaten und so manches Denkgebäude. Mal so zur Erinnerung an diese ferne Zeit: Am 9. August 2007 stand der Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 4 Prozent, die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bei 4,39 Prozent, der DAX schloss bei 7.454 Punkten gar nicht so viel höher als er heute steht, der EuroStoxx 50 bei 4.275 Punkten dagegen schon.

Zurück in die Gegenwart. Die völlig unbegründete Hoffnung, dass sich die Euro-Krise während des Sommerurlaubs irgendwie von selbst verzieht, wenn man sie nur mal eine Zeitlang in Ruhe lässt, hat sich nicht erfüllt. Nein, es ist alles noch da, was vor dem Urlaub auch da war.

Wo stehen wir in Sachen europäischer Konjunktur und Krisenbewältigung?

Konjunktur: Die Rezessionssignale verfestigen sich. In Italien, Spanien und Belgien schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich. Daraus und aus erwarteten Quartalsveränderungen von +0,2 im Vergleich zum voran gegangenem Quartal für Deutschland und -0,1 Prozent im Vergleich zum voran gegangenem Quartal für Frankreich ergäbe sich für den Euroraum ein Brutto-Inlands-Produkt-Rückgang um 0,2 Prozent; die Zahlen für Deutschland, Frankreich und den Euroraum werden am kommenden Dienstag veröffentlicht.

Für das laufende Quartal sieht es ausweislich der Stimmungsindikatoren nicht besser aus. Viele davon sind zuletzt weiter abgebröckelt. Immerhin deutet für den Euroraum insgesamt nichts auf eine scharfe Rezession wie Ende 2008 / Anfang 2009 hin. Dazu fehlt ein Lehman-ähnlicher Schock als Auslöser.

Viel kritischer sieht es in einigen Euro-Ländern aus: In Italien ist die Wirtschaftsleistung seit Mitte vergangenen Jahres bereits um 2,5 Prozent gesunken und damit deutlich stärker als in Spanien. Das italienische Verbrauchervertrauen ist aktuell tiefer als im Tiefpunkt der Rezession Anfang 2009. Für Deutschland sprechen Ifo-Erwartungen unter einem Wert von 100 (letzter verfügbarer Wert: 95,6) für eine im dritten Quartal schrumpfende Wirtschaftsleistung. Konjunktur-Fazit: Die Aussichten sind bescheiden, auch für die Kernländer der Währungsunion.
Tipps der Redaktion