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Unruhige Märkte Warum man jetzt auf aktives Management setzten sollte

Claude Hellers, Leiter Vertrieb Retail und Wholesale bei Fidelity in Deutschland
Claude Hellers, Leiter Vertrieb Retail und Wholesale bei Fidelity in Deutschland
Herr Hellers, können Sie verstehen, dass Anleger in diesem Herbst nervöser sind als letztes Jahr um diese Zeit?

Claude Hellers: Keine Frage. Die Schwankungen an den Aktienmärkten haben zugenommen. Die Rückschläge waren – gerade im Sommer – einschneidend und Anleger haben den Eindruck, dass die Wellen immer schneller kommen. Das sorgt dafür, dass sie ins Grübeln geraten und nach Antworten suchen.

Müssen Anleger weiterhin mit teilweise deutlichen Schwankungen in immer schnellerer Abfolge rechnen?

Hellers: Ja, das ist zu vermuten. Grundsätzlich gehört Volatilität zu jeder Anlage, die langfristig attraktive Renditen verspricht – also auch zur Aktienanlage. Was wir in den letzten Jahren erleben durften, war ganz und gar außergewöhnlich. Gleichgerichtete Interventionen der großen Zentralbanken haben viel Liquidität in die Anlagemärkte gespült. Das hat die eigentlich übliche Volatilität überdeckt. Doch darauf verlassen sich Investoren heute nicht mehr. Wir kehren zurück zu dem, was eigentlich normal ist. Wir müssen also wieder mit kürzeren Zyklen an den Kapitalmärkten rechnen.

Was bedeutet das für Anleger?

Hellers: Dass sie sich – auch in den Kernmärkten – auf das zurückbesinnen, was sich über Jahrzehnte bewährt hat: das selektive Vorgehen aktiver Fondsmanager. Noch zu Anfang des Jahres war Anlegern das kaum bewusst. Indexfonds feierten seit Jahren immer neue Höchststände bei den Mittelzuflüssen. Der Startschuss für die breite Akzeptanz von ETFs war die Krise 2008. Sie sorgte für Misstrauen gegenüber den traditionellen und damit aktiven Fondslösungen, die ihre Anleger praktisch an allen Anlagemärkten nicht vor deutlichen, vorübergehenden Verlusten bewahren konnten.

Lieber mit dem Markt gehen, statt noch zusätzliche Risiken bei der Managerauswahl einzugehen – das war offenbar lange die Überlegung vieler Anleger. Seit diesem Sommer zeigt sich die Lage verändert. Das Vertrauen in das scheinbar einfache Angebot von ETFs, bekommt sichtbar Risse. So verloren ETFs durch Abflüsse schon einmal mehr als zwei Milliarden Euro – an einem Tag!

Gelten denn die zentralen Argumente für ETFs nicht mehr? Zum Beispiel, dass man in effizienten Märkten besser zu günstigen Kosten investiert, weil aktives Management in der Regel doch keine dauerhafte Indexoutperformance bringt?

Hellers: In dieser Form galten diese Argumente nie. Von ETF-Anbietern werden gern Studien zitiert. Nach diesen gebe es einen Großteil sogenannter aktiv gemanagter Fonds, die ihren Vergleichsindex nach Kosten nicht schlagen. Bei einem großen Teil unserer umfangreichen Fondspalette zeigen unsere Fondsmanager, dass es auch anders geht.

Sogar in den letzten Jahren, als die Aktienmärkte an sich schon gut liefen, konnten sie ihren Index hinter sich lassen. Und das auch in bewährten Kernmärkten wie Europa oder Deutschland. Fidelity steht seit jeher für fundamentales Research, für Stockpicking und damit für die selektive Aktienanlage. Wir gehören damit zu den Managern, denen es gelingt, die Benchmark eines Fonds zu schlagen. Und das wird in den volatileren Zeiten, die vor uns liegen, noch wichtiger für Anleger. Volatilität ist ein Lebenselixier für erfahrene Stockpicker.

Aktive Manager, die sorgfältig ausgewählte Einzeltitel in ihr Fondsportfolio aufnehmen, lieben Zeiten wie die jetzigen also?

Hellers: Sicher. Heute können sie sich besonders auszeichnen, wenn sie auf Qualität setzen. Einerseits, weil Qualitätstitel bei Kursrückgängen an den Märkten durchschnittlich weniger Abschläge hinnehmen müssen als solche geringerer Qualität. Andererseits ergeben sich für den selektiv vorgehenden aktiven Fondsmanager punktuell gerade nach zwischenzeitlichen Kursrückgängen hervorragende Kaufchancen. Wenn sich die Kapitalmärkte insgesamt abwärts bewegen, können sich auch Qualitätstitel dem Verkaufsdruck nicht vollständig entziehen. Sie können also nach Abschlägen zu günstigeren Kaufpreisen nachgekauft werden.

Da wundert es nicht, dass viele Fondsgesellschaften jetzt wieder die Fahne des aktiven Managements hochhalten. Active Share ist in aller Munde, zu Recht?

Hellers: Es gibt ja immer wieder Schlagworte, mit denen Marketing für bestimmte Fondskonzepte betrieben wird. Vor ein paar Jahren war es „High Conviction“, heute ist es vielleicht „Active Share“. Doch was besagt diese Größe? Sie ist eine der Messgrößen, mit denen sich die Abweichung der Gewichtung des Fondsportfolios vom Marktportfolio beschreiben lässt, das üblicherweise durch die Benchmark des Fonds repräsentiert wird.

Das ist eine von vielen Voraussetzungen dafür, dass ein Fonds den Markt schlagen kann. Wichtig ist jedoch nicht, dass ein Fonds diesen Wert vordergründig optimiert, um aktives Management unter Beweis zu stellen. Wichtig ist, dass das Fondsmanagement die Fähigkeit besitzt, Abweichungen von der Benchmark auch „richtig“ zu nutzen. Es muss in der Lage sein, Renditetreiber zu „entdecken“ und entsprechend zu gewichten.