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Unternehmensanleihen-Käufe der EZB „Ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis bieten Anleihen, die nicht auf der EZB-'Shopping-Liste' stehen“

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Die EZB hat angekündigt, bei einzelnen Emissionen bis zu 70 Prozent der angebotenen Anleihen aufzukaufen. Inwieweit beschränkt Sie das bei der Auswahl von Anleihen für Ihren Fonds? Werden Sie in Zukunft bei attraktiven Anleihen regelmäßig schlicht nicht mehr zum Zug kommen?

Wolfgang Bauer: In der Diskussion um das EZB-Programm kommt meiner Meinung nach oftmals zu kurz, dass die Angebotsseite des Unternehmensanleihenmarkts nicht statisch ist. Die EZB verstärkt durch ihre Ankäufe natürlich zunächst einmal die Nachfrage nach Unternehmensanleihen. Allerdings muss sich dadurch nicht automatisch das Angebot an Euro-denominierten Investment-Grade-Anleihen verknappen. Wenn es für Unternehmen dauerhaft günstiger wird, diese Anleihen aufzulegen im Vergleich zu Bankkrediten oder Unternehmensanleihen in anderen Währungen, dann kann es gut sein, dass das Euro-Investment-Grade-Segmnent deutlich an Volumen gewinnt. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft attraktive Anleihen in das Portfolio werden aufnehmen können.

Wird die EZB durch diese Maßnahmen ihr Ziel, die Inflation im Euroraum anzukurbeln, erreichen?

Wolfgang Bauer: Das lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Die Inflationsrate wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, beispielsweise vom Lohnwachstum. Der Ölpreis spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle, wie wir eindrucksvoll in den vergangenen Monaten erlebt haben. Hierauf hat die EZB keinen direkten Einfluss. Ob es ihr mit den ihr zu Verfügung stehenden Mitteln gelingen wird, die Inflationsrate im Euroraum nachhaltig anzukurbeln, wird sich noch zeigen müssen.

Der Markt ist jedenfalls sehr skeptisch. Die erwartete 5-jährige Euro-Inflationsswap-Rate in fünf Jahren – also die Einschätzung des Swap-Markts, auf welchem Niveau die 5-jährige Inflationsrate in fünf Jahren liegen wird – ist auf unter 1,4% gefallen. Offenbar glaubt der Markt nicht mehr daran, dass die EZB die mittelfristige Inflation nicht einmal in fünf Jahren nahe 2% wird bringen können, trotz Negativzinsen und Anleihekäufen.

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