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USA sind der große Gewinner der Zinswende

Andreas Leckelt
Andreas Leckelt
Nach den jüngsten Aussagen des amerikanischen Notenbankpräsidenten Ben Bernanke hat die Zinswende an den internationalen Anleihemärkten eine deutlichere Gestalt angenommen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg bis auf 1,85 Prozent, das ist das höchste Niveau seit April 2012. Dennoch scheint die überwiegende Anzahl der Marktteilnehmer der Ansicht zu sein, dass ein weiterer Anstieg der Renditen nicht zu erwarten ist, da sich die westliche Welt höhere Zinsen vor dem Hintergrund der immensen Schuldenlast schlichtweg nicht leisten kann. Sollten zudem die Konjunkturdaten in den kommenden Monaten nicht gut ausfallen, könnte Bernanke seine Ankündigung sogar wieder rückgängig machen.

Zinswende wird unter allen Umständen vollzogen

Diese Annahme dürfte jedoch ein fataler Irrtum sein, denn die Fed wird ganz sicher nicht restriktiver, weil sie steigende Inflationsraten oder Vollbeschäftigung erwartet. Beides wird voraussichtlich in den nächsten Jahren nicht eintreten. Hinter der Fed-Entscheidung steckt unseres Erachtens lediglich vordergründig die Erholung der Wirtschaft. Vielmehr ist die Fed realistisch betrachtet an einem Punkt angekommen, an dem die Zinswende unter allen Umständen vollzogen werden muss.

Die Notenbank ist durch ihre massiven Staatsanleihenkäufe heute bereits hinter China der größte Gläubiger der US-Regierung. Würde die umlaufende Menge an Dollar in den nächsten Jahren im bisherigen Tempo weiter steigen, wäre die Funktion des Dollar als Weltreservewährung massiv gefährdet. Fakt ist auch, dass die positiven Effekte der Geldmengenausweitung auf das reale Wachstum kaum noch wahrnehmbar sind. Gleichzeitig lähmen die Niedrigzinsen die Sparer und die Geschäftsmodelle von Unternehmen, die auf positiven Realrenditen basieren, wie es zum Beispiel bei den Versicherern der Fall ist. Die Kreditschöpfung beginnt folglich, destruktiv zu wirken und fängt an erste Teile der Realwirtschaft zu zerstören.

Zweifelsohne werden die steigenden Zinsen eine Herausforderung für den US Staatshaushalt darstellen. Gleichzeitig werden jedoch US-Staatsanleihen und der Dollar mittelfristig wieder attraktiver für ausländische Investoren, wodurch mehr Kapital für Investitionen in den USA angezogen wird.

Blase bei deutschen Bundesanleihen wird platzen

Eine im Vergleich zu den USA weit größere Belastungsprobe dürfte der Anstieg der langfristigen Zinsen für die Eurozone und Japan darstellen. Ausgelöst durch den Zinsanstieg in den USA hat sich die Finanzierung von Staatsausgaben über die Begebung von Anleihen bereits rund um den Globus verteuert. Ob es der EZB in diesem Umfeld gelingt, die Zinsen dauerhaft niedrig genug zu halten, um die Rezession in der Eurozone erfolgreich zu bekämpfen, ist mehr als fraglich.

Die Finanzierungskosten der europäischen Peripheriestaaten lassen sich schon heute kaum auf einem erträglichen Niveau halten, was angesichts eines potentiellen Abschreibungsbedarfs der europäischen Banken von ca. 1 Billion Euro auch nicht verwundert. Der nunmehr beschlossene Einsatz zur Bankenrettung des massiv unterkapitalisierten europäischen Rettungsfonds ESM, an dessen Kosten die Bundesrepublik zu 27 Prozent beteiligt ist, dürfte auch die Blase bei deutschen Staatsanleihen in absehbarer Zeit platzen lassen.
 
Noch dramatischer ist die Situation in Japan, wo aktuell schon 40 Prozent der Steuereinnahmen für den Zinsdienst aufgewendet werden. Sollten sich die Zinsen verdoppeln, wären es ca. 80 Prozent der Einnahmen. Falls die japanische Notenbank wie angekündigt im derzeitigen Tempo weiter Geld druckt, während in den USA und auch in China bereits der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik vollzogen wird, dürfte der japanische Yen in eine fatale Abwärtsspirale geraten. Es ist folglich ein sehr realistisches Szenario, dass die japanische Notenbank in absehbarer Zeit die Kontrolle über die Währung und den japanischen Anleihenmarkt verlieren könnte.

Anfang vom Ende für die Eurozone und Japan

An den Märkten dürfte zukünftig die Einschätzung dominieren, dass die Situation in den USA in einem Umfeld steigender Zinsen deutlich komfortabler aussieht als in großen Teilen der übrigen Welt. Die von den USA eingeleitete Zinsnormalisierung wird US-Vermögenswerte und den Dollar attraktiver erscheinen lassen und die Vormachtstellung der USA festigen. Während die USA als Gewinner aus der Zinswende hervorgehen dürften, könnten steigende Zinsen für die Eurozone und Japan den Anfang vom Ende bedeuten.

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