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Uwe Zimmer zum Ölpreis Öl auf Richtungssuche

Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio in Köln
Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio in Köln
Eigentlich ist es mit dem Ölpreis wie mit den Zinsen: niedrige Ölpreise wie niedrige Zinsen gelten als Beschleuniger der Wirtschaft. Oder sollen dazu dienen, die Konjunktur überhaupt wieder anzukurbeln. Während die Zinsen zu einem wesentlichen Teil aber von den Zentralbanken festgesetzt werden können und damit dem direkten Einfluss der Politik unterliegen ist das beim Ölpreis nicht ganz so. Oder?

In den vergangenen Monaten haben viele Verschwörungstheorien die Runde gemacht. Da sollte von den USA ausgehend der niedrige Ölpreis als Druckmittel gegen Russland genutzt werden. Oder Saudi Arabien habe ein Interesse an niedrigen Preisen, weil so die jüngst erst entstandenen Konkurrenten wieder von Markt gedrückt werden könnten.

Etwa die vielen Fracking-Unternehmen in den USA, die erst für das steigende Angebot an Öl gesorgt haben. Da diese durch Kredite finanziert seien, könnten sie einen dauerhaft niedrigen Preis nicht durchhalten. Das mag für das ein oder andere Unternehmen zwar zutreffen. Klar ist aber auch, dass Fracking sofern nicht noch große Widerstände aus Umweltsicht aufgebaut werden, nicht einfach wieder verschwinden wird, dass also das gewonnene Zusatzangebot bestehen bleibt. Zu den Verschwörungstheorien gehören am Rande auch die Ölverkäufe der Terroristen der IS, die auf den Preis drücken sollen. Ganz glaubhaft ist das alles nicht.

Richtig ist, dass es Länder gibt, die sehr stark von hohen Ölpreisen profitieren, andere können das eher gelassen sehen. Machen also Ölexporte einen hohen Anteil an der Wirtschaftsleistung aus, ist die Abhängigkeit groß. Das betrifft dann tatsächlich viele der OPEC-Staaten, das trifft Russland. Allerdings haben sich hier auch Änderungen ergeben. Die mit dem Ölexport groß gewordenen Volkswirtschaften Ölstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien, Kuwait und Katar verfügen über gut gefüllte Staatskassen beziehungsweise haben ähnlich wie Norwegen staatliche Fonds geschaffen, mit denen Schwankungen des Ölpreises auch ausgeglichen werden können.

Zudem hat in den Golfstaaten bereits vor Jahren ein grundlegender Umbau der Wirtschaft begonnen, wodurch sich mittlerweile die Abhängigkeit vom Öl deutlich verringert hat. Sultan Bin Saeed Al Mansouri, Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate berichtete gerade, dass nur noch 31 Prozent der Wirtschaftsleistung vom Öl abhängen. Hier ist die Diversifikation der Wirtschaft bereits weit fortgeschritten.

In Ländern wie Russland dagegen stand der Ölsektor lange Jahre zwar nicht für den größten, aber den entscheidenden Anteil an der Wirtschaftskraft. Da ohne weiteren Aufwand alleine durch die steigenden Preise die Einnahmen stiegen, konnte die Schwäche der restlichen Wirtschaft überdeckt werden. Reformen oder gezielte Umbaumaßnahmen wurden nur zögerlich angegangen, was sich in Zeiten fallender Preise rächt.

Auf der anderen Seite freuen sich die Abnehmerstaaten über den Schub für ihre Konjunktur. Hier sorgt der niedrige Ölpreis zumindest kurzfristig für Entlastung auf der Kostenseite und damit dafür, dass sich manche Investition wieder besser rechnen lässt. Darauf verlassen sollten sich aber weder Investitionsentscheider noch Anleger, denn der Ölpreis ist eben nicht wie der Zins formbar. Eine Verschärfung der Krisen in Nahost oder der Ukraine, eine andere Haltung etwa Saudi Arabiens zur Ölfördermenge und das Bild sieht wieder ganz anders aus.

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