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Vaamo-Gründer Oliver Vins: „Angesichts von Mifid II ist digitale Anlageberatung ideal“

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Ein traditioneller Berater kann seine Kunden vielleicht auch durch einen guten persönlichen Eindruck überzeugen. Ihre Kunden sitzen einfach vor dem Computerbildschirm oder dem Smartphone. Empfinden Sie das nicht als Nachteil?

Vins: Ich sehe da naturgemäß jede Menge Vorteile: Es gibt ein immer größeres Kundensegment, das für solche Dienstleistungen nicht in eine Bankfiliale gehen will. Man bestellt heute Schuhe übers Internet, was man vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Da ist Geldanlage auch einfach nur ein digitales Produkt. Das geht schnell und ist papierlos.

Außerdem ist unsere Beratung sehr standardisiert. Jeder Kunde, der Vaamo nutzt, antwortet auf dieselben Fragen und wird gleich beurteilt. Das bringt Objektivität und Qualität in den Prozess.

Aber auch Kosten spielen für die Kunden eine Rolle. Die Leute wissen, dass sie in einer Bankfiliale mit Berater deutlich mehr bezahlen. Bei uns gibt es eine transparente und kostengünstige Service-Gebühr.

Außerdem ein größerer Trend: Banken wollen sich zunehmend aus dem Geschäft mit normalen Privatkunden zurückziehen. Eine richtige Beratung für eine Geldanlage unter 50.000 Euro lohnt sich kaum. Wenn ein Kunde 10.000 Euro anlegen will und die Bank dafür vielleicht ein Prozent bekommt, verdient sie gerade mal 100 Euro. Viele Banken suchen Wege, sich aus diesem Geschäft zurückzuziehen – oder es digital anzubieten.

Woher kommt das Geld, das bei Ihnen angelegt wird? War es irgendwo anders angelegt und schichten die Leute es um - oder kommt es aus ganz neuen Quellen?

Vins: Ich würde sagen, dass es vor allem von Spar- und Girokonten kommt. Aber ich schränke gleich ein: Es kommt mehrheitlich von Leuten, die sich mit Kapitalanlageprodukten auskennen.

Woher wissen Sie das - Sie treffen Ihre Kunden doch gar nicht.

Vins: Wir machen regelmäßig Umfragen und veranstalten Gruppengespräche, zu denen wir Kunden und Nichtkunden einladen. Außerdem ist unser Kundenservice jederzeit per Chat, Telefon und E-Mail erreichbar. Da kriegen ein gutes Gefühl dafür, wer unsere Kunden sind.

Seitdem wir Vermögensverwalter sind, bekommen wir sogar noch etwas mehr mit: Wir fragen ja am Anfang ab, welche Erfahrung unsere Kunden bei der Geldanlage haben.

Sind es also vor allem Finanzcracks, die bei Ihnen anlegen?

Vins: Unsere Kunden sind nicht unbedingt finanzaffin. Sie haben zwar Vorwissen, aber keine Lust oder Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Grundsätzlich haben sie jedoch verstanden, dass es Sinn macht, Geld am Kapitalmarkt anzulegen.

Neben der Vermögensverwaltung haben Sie noch ein weiteres Standbein entwickelt: Kooperation mit Banken. Wie kam es dazu?

Vins: Das war unser zweiter große Schritt. Wir kooperieren jetzt mit Banken und Finanzdienstleistern und theoretisch auch Versicherungen. Das Endkundengeschäft ist zwar für uns und unsere Marke sehr wichtig und wir werden es beibehalten. Aber wir haben unseren Schwerpunkt auf das B2B-Geschäft verlagert.

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