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Vermögensverwalter analysiert Haben die Anleger zu euphorisch 
auf Trump reagiert?

Thomas Heidel, Research-Leiter bei Fidal
Thomas Heidel, Research-Leiter bei Fidal

Seit der für viele Meinungsforscher überraschenden Wahl Trumps zum 45. US-Präsidenten sind die US-Aktienkurse (bis auf zwischenzeitlich kleinere Rücksetzer bis Anfang März) fast permanent gestiegen. Bis Ende März beträgt die Aktienperformance – vereinnahmte Dividenden nicht mitgerechnet – anhand des bekannten Dow Jones Industrial Average Index ungefähr 13 Prozent. Der Dow Jones hat nicht nur Ende Januar die „magische Marke“ von 20.000 geknackt, sondern auch am 1. März eine neues „All Time High“ von 21.169 Punkten erreicht.

Kursgewinner waren vor allem die US-Unternehmen, die von den im Wahlkampf versprochenen Maßnahmen profitieren sollten. Deregulierungen, deutliche Steuersenkungen, umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen und protektionistische Maßnahmen sollen zur Stimulierung des US-Wirtschaftswachstums von derzeit 1,6 Prozent auf drei bis vier Prozent und der Schaffung von 25 Millionen Arbeitsplätzen in den nächsten zehn Jahren beitragen.

Donald Trump muss liefern, sonst …

Schon oft hat Trump den US-Bürgern vollmundige Versprechen gemacht. Viele Wahlkampfversprechen wurden unerwartet schnell, aber leider mit wenig Sachverstand und ohne gründliche Vorbereitung oder juristische Absicherung verbal oder per Dekret angegangen.

Die USA haben die gesetzlich festgelegte Schuldenobergrenze erreicht. Obwohl Trump seine Steuersenkungspläne bisher noch nicht detailliert vorgelegt hat, schätzen Experten, dass die Staatseinnahmen ca. 20 Prozent zurückgehen könnten. Es ist zu befürchten, dass die dadurch verursachten Mindereinnahmen des Staates nicht durch Einsparungen im Haushaltsbudget ausgeglichen werden können. Eine Finanzierung der Trump-Wirtschaftspläne wird wohl nicht ohne deutliche Kreditaufnahmen bzw. Erhöhung der Staatsschulden auskommen.

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… beginnt der Markt abzuwägen

Trump hat sogar im Gegenteil in einem ersten Haushaltsplan Ausgabenerhöhungen beim Verteidigungsbudget in Höhe von 54 Mrd. US-Dollar vorgesehen. Wie der tatsächliche Haushaltsplan aussehen wird, der dann noch vom republikanisch kontrollierten Kongress abgesegnet werden muss, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Der Markt könnte jederzeit beginnen, die in den Aktienkursen eskomptierte Euphorie über die Wirtschaftspläne Trumps gegenüber den Chancen einer adäquaten Verwirklichung abzuwägen.

Es hat schon einen leichten Vorgeschmack gegeben, was passiert, wenn der Kongress nicht nach der Pfeife von Trump tanzt. Der US-Präsident sollte seine Gesetzesvorhaben besser vorbereiten. Doch das zähe und langwierige Ringen um den politischen Konsens scheint dem erfolgsverwöhnten Selfmade-Millionär (noch) fremd zu sein. Wenigstens wurde ihm durch die verpatzte Rückabwicklung von Obamacare vor Augen geführt, dass strittige Projekte, die auf keinen Fall mit der Zustimmung der Demokraten rechnen können, wenigstens im Vorfeld mit Politikern aus der eigenen republikanischen Partei abgestimmt werden müssen.

Trump will im späteren Jahresverlauf einen Plan für Infrastrukturinvestitionen im Volumen von 1.000 Mrd. US-Dollar im Zeitraum von zehn Jahren vorstellen, die durch Anreize für öffentlich-private Partnerschaften realisiert werden sollen. Hier kann er auch mit der Unterstützung der Demokraten rechnen.

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