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Vermögensverwalter-Fonds-Porträt Warburg-Multi-Asset-Select: Cooler Hanseat

Ralf Johannsen
Ralf Johannsen
Schon seit 1981 ist die Wertpapierkennnummer 976530 vergeben – sie gehörte bis Ende 2009 zum MMWI-Select der Hamburger Gesellschaft Warburg-Invest. Der flexible Mischfonds wurde Anfang der 90er Jahre enorm populär, weil der damalige Manager Martin Stürner mit einem quantitativen Analysemodell eine Zeitlang exzellente Ergebnisse produzierte. Doch irgendwann riss die Serie, und Stürner – heute Chef der PEH Wertpapier AG in Oberursel – verließ das Unternehmen.

Unter der Regie von Rudy Pomper – damals Geschäftsführer von Warburg-Invest – stieg das Volumen um die Jahrtausendwende zwar zunächst auf in der Spitze über 300 Millionen Euro an, und zeitweise kehrte auch der Erfolg zurück. Doch von Dauer war er nie, und nachdem Pomper sich im Herbst 2002 in den Ruhestand verabschiedet hatte, zogen mehr und mehr Anleger ihr Geld ab.

Im Jahr 2010 schließlich verpasste Warburg-Invest dem Fonds einen neuen Namen und ein neues Konzept: Als Warburg-Multi-Asset-Select wird er seither als globaler Mischfonds nach einem dualen Ansatz gefahren, bei dem sowohl quantitative Modelle als auch die Einschätzung des Fondsmanagers zum Einsatz kommen. „Wir verwenden diverse Modelle für die Beurteilung der Märkte, die wir aber lediglich als Empfehlung und keineswegs als starre Vorgabe werten“, fasst Ralf Johannsen die Strategie zusammen. Der gebürtige Münchner hat den Fonds zwischen 2010 bis 2012 als Co-Manager betreut und ist seit 2013 hauptverantwortlich für ihn zuständig.

Johannsen erlaubt sich immer dann eine Abweichung von den Modellanalysen, wenn es Hinweise darauf gibt, dass gewisse Marktanomalien von ihnen nicht erfasst werden. Als Beispiel nennt er die Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi im Juli 2012: „Allein aufgrund dieser Rede kehrte die Risikofreude der Investoren binnen Minuten zurück. So etwas erfassen diese Modelle nur unzureichend bis gar nicht.“

Auch 2014 hielt er sich nicht immer an das, was die Modelle anzeigten – und fuhr damit ausgezeichnet. „Anfang des Jahres gaben die primär fundamental orientierten Modelle vor, dass die Rentenmärkte bereits sehr teuer seien, wir haben uns hier jedoch trotzdem sehr offensiv ausgerichtet und sind damit sehr gut gefahren“, erzählt Johannsen. Ein Großteil der Performance von 9,2 Prozent im vergangenen Jahr resultiere daraus.

Für 2015 geht der Warburg-Invest-Manager allerdings nicht davon aus, erneut eine Neun vor dem Komma zu erwirtschaften: „Wenn wir 5 Prozent erreichen, sind wir sehr zufrieden, denn das Jahr hält einige Herausforderungen bereit.“ Ein ähnliches Renten-Jahr wie 2014 sei sehr unwahrscheinlich und auch der Aktienmarkt lasse einige Turbulenzen erwarten. „Unter dem Strich werden wir deshalb weder euphorisch noch übertrieben vorsichtig agieren“, fasst Johannsen seine Prognose zusammen, die auf einer Zielvorgabe von 4,5 Prozent fußt. An der aktuellen Gewichtung von rund 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Anleihen will er vorerst nichts ändern: „Wir haben in den vergangenen Monaten angefangen, uns etwas defensiver zu positionieren und sehen daher aktuell keine Notwendigkeit für größere Umschichtungen.“

Für das Bestücken des Portfolios kann Johannsen prinzipiell große Freiheiten nutzen, de facto bewegt sich die Aktienquote im Schnitt zwischen 20 und 60 Prozent. Auch Beimischungen in Rohstoffe sind möglich, diese vermisst Johannsen nach eigener Aussage derzeit aber keineswegs im Portfolio. Bei der Titelauswahl greift er auch auf Fonds zurück, deren Gewichtung aktuell bei 45 Prozent liegt. Größte Einzelposition mit einer Gewichtung von 18 Prozent ist derzeit der Herbeus Enhanced Minimum Volatility Fund, ein hauseigener Mischfonds mit globalem Anlageuniversum und Fokus auf einer möglichst geringen Volatilität.

Zweitgrößte Position ist der Warburg Small & Mid Caps Deutschland mit einem Anteil von 7 Prozent. Insgesamt liegt der Anteil europäischer Aktien und Anleihen bei rund 60 Prozent. „Der Europa-Bias des Fonds ist durchaus beabsichtigt. Mit den Zielfonds kaufen wir Expertise für Märkte hinzu, die in unserem Hause nicht im Fokus stehen – etwa Emerging Markets oder High Yields“, erläutert Johannsen. Er sieht gute Chancen, das Volumen von derzeit 34 Millionen Euro auf 50 Millionen zu steigern. Bislang sind ausschließlich Privatanleger im Fonds investiert.

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