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Vermögensverwalter-Kolumne 9 streitbare Thesen zur Zukunft der Weltwirtschaft

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  • Deutschland: Gegenwart hui, Erwartungen pfui

Der jüngste ifo Geschäftsklimaindex glänzte gerade erst wieder mit langjährigen Rekordwerten bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Gleichzeitig sind die Erwartungen aber deutlich nach unten gegangen. Diese Diskrepanz zwischen dem Gegenwartsempfinden und den Zukunftserwartungen, die nicht nur in den Chefetagen, sondern auch bei breiten Bevölkerungsschichten zu erkennen ist, hat es früher nicht gegeben, und sie ist für den Aufwind populistischer Parteien und Politiker mitverantwortlich. Begründet könnte der Zukunftspessimismus auch darin sein, dass es für Menschen ohne Wohneigentum und Wertpapierbesitz seit vielen Jahren keine Vermögenszuwächse gegeben hat. Nur 44 Prozent der Bundesbürger wohnen in den eigenen vier Wänden (niedrigste Quote in Europa), lediglich 9 Mio. Deutsche besitzen Aktien oder Aktienfonds. Die Ungleichheit der Vermögen nimmt deshalb rapide zu.

  • Italien und Frankreich als größte Gefahren

Über Griechenland und Portugal lohnt es sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr zu sprechen. Nennenswerte Reformfortschritte sind weder erkennbar, noch zu erwarten. Die eigentlichen Gefahren für die Eurozone gehen von Italien und Frankreich aus. Italiens Bankensystem ist insolvent, die 2014 von der EU für solche Fälle vereinbarten Bail-in-Bestimmungen (Beteiligung der Gläubiger) lassen sich aber nicht durchsetzen, da hiervon zu viele Sparer betroffen wären. Der Sündenfall ist damit bereits beim ersten Test eingetreten. Zudem fehlen nach dem Referendum jegliche Reform- und Wachstumsperspektiven. Frankreich ist dagegen reformunwillig. Prognosen für die Ende April bzw. Anfang Mai stattfindenden Präsidentschaftswahlen sind unmöglich geworden, ein Sieg Marine Le Pens kann – anders als noch vor einigen Monaten – nicht mehr ausgeschlossen werden.

  • Die Inflation ist tot und wird es bleiben

Seit einigen Wochen ist in der Presse gehäuft vom Wiedererstarken der Inflation zu lesen. Begründet wird dies mit dem Anstieg der Verbraucherpreise von zuletzt 0,5 Prozent auf 1,5 Prozent im laufenden Jahr (Schätzung des ifo Instituts). Bei der Kerninflation (Inflation ohne Lebensmittel und den Energiesektor) werden sich aber keine nennenswerten Veränderungen ergeben. Die deflationären Kräfte wie Demografie und Digitalisierung sind derzeit viel stärker als die inflationären Tendenzen. Draghi wird dieses Jahr deshalb stillhalten, auch weil Italien sonst „absaufen“ würde. „Es gibt keine Tabus!“

  • Die mittelfristigen Aussichten für den Dax sind gut

Am deutschen Aktienmarkt ist keine Blase zu erkennen. Der heimische Blue Chip-Index notiert zwar nur noch knapp unter seinem Allzeithoch vom April 2015 (12.374 Punkte), das aktuelle Niveau ist durch die mitziehenden Firmengewinne fundamental aber gut abgesichert. Hinzu kommen die soliden Rahmenbedingungen, wie die extrem tiefen Zinsen, die niedrigen Rohstoffpreise und eine wieder etwas stärker wachsende Weltwirtschaft. Gleichwohl wird das „Superwahljahr 2017“ viel Unsicherheit und Volatilität in die europäischen Märkte bringen.

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