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Vermögensverwalter-Kommentar: Achtung, Sparen kostet Geld

Max Schott
Max Schott
„Dieses Mal  ist es anders“, dies zählt bekanntlich zu den gefährlichsten Fehleinschätzungen, denen Kapitalanleger unterliegen können. Doch eine Ausnahme scheint es zu geben: Der seit Jahrzehnten gewohnte Zyklus aus fallenden und dann wieder steigenden Sparzinsen scheint tatsächlich dieses Mal zumindest temporär durchbrochen zu sein. Wir sind überzeugt, dass die Niedrigzinsphase noch lange anhalten kann. Der Grund ist ganz einfach, dass niedrige Zinsen von der EU-Spitze und EZB-Chef Mario Draghi politisch gewollt sind.

Die Zinspolitik verzerrt den Markt

Dazu kommt, dass auch die Notenbanken in den USA, Großbritannien und Japan in einem historisch einmaligen Umfang an den Kapitalmärkten aktiv sind, um die Zinsen künstlich unten zu halten.  Abgesehen davon, dass eine solche Marktmanipulation volkswirtschaftlich nicht sinnvoll ist und zu massiven Verzerrungen führt, stellt sie Anleger und Sparer vor ein gravierendes Problem: Erstmals seit Generationen sind Tagesgeld und Sparbuch als Geldanlage vollkommen ungeeignet, wenn es um mehr als eine sinnvolle Liquiditätsreserve geht.

Die Stiftung Warentest gibt bei den „Top 20 Tagesgeldkonten“ Renditen von 1,4 bis 1,8 Prozent pro Jahr an. Das heißt, schon bei der aktuellen, wahrscheinlich zu niedrig gerechneten Inflationsquote von zwei Prozent verliert der Sparer jeden Tag an Kaufkraft.

Sollte diese Situation – und dafür spricht leider sehr viel – noch einige Jahre anhalten, können schließlich zehn Prozent der Kaufkraft (oder mehr) eines mühsam aufgebauten Kapitalstocks verloren sein. Die harte Realität, dass Sparen tatsächlich Geld kostet, ist eine krasse Umkehrung der bisher gelebten Traditionen.

Was ist einer solchen Situation zu tun? Eine naheliegende Alternative wären Unternehmensanleihen aus dem Euroraum. Sie bieten zwar eine feste Verzinsung des eingesetzten Kapitals, viele sind aber aus unserer Sicht bereits deutlich zu teuer. Das bedeutet, dass die mittlerweile niedrige Rendite nicht mehr für Kursrisiken entschädigt. Das gilt vor allen Dingen für Bonds mit gutem Rating aus etablierten Branchen, die zum Teil nur noch ähnlich geringe Renditen bieten wie Bundesanleihen.

Auch Aktien haben Risiken

Dagegen sehen wir als aktuell beste Alternative ein breit gestreutes Portfolio aus Aktien von Unternehmen, die nachhaltig erwirtschaftete Dividenden ausschütten. Dabei liegt die Betonung darauf, dass die Dividenden aus den erwirtschafteten Gewinnen und nicht etwa – wie zum Beispiel bei der Deutschen Telekom – aus der Substanz bezahlt werden. Mit einem solchem Depot kann realistisch eine Dividendenrendite von vier Prozent erreicht werden.

Das große Aber: Auch solide Dividendenaktien können sich allgemeinen Marktrückschlägen nicht entziehen, und haben in der Vergangenheit auch zwischenzeitlich Kursrückschläge von 50 Prozent gezeigt. Das bedeutet, dass ein aktives Risikomanagement unerlässlich ist. Jede Position muss eng beobachtet werden und gegebenenfalls auch wieder verkauft werden, falls sich wichtige Punkte ändern, die für eine Investition gesprochen hatten.

Zum anderen muss klar sein, dass ein Dividendenaktien-Depot langfristig ausgerichtet sein sollte, auf mindestens fünf Jahre oder mehr. Uns ist bewusst, dass dies alles völlig andere Rahmenbedingungen sind, als beim liquide angelegten Tagesgeld. Allerdings lassen die künstlich niedrigen Sparzinsen nur wenige Alternativen zu.

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