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Vermögensverwalter Ottmar Wolf Steht die EZB-Politik vor einem Richtungswechsel?

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Langwieriger Normalisierungsprozess mit Rückschlagpotential

Aber selbst wenn es 2017 tatsächlich zu einem Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik kommen sollte, was keineswegs ausgemachte Sache ist, wird es im Normalfall noch viele Jahre dauern, bis deutsche Staatsanleihen wieder signifikant positive Renditen abwerfen werden. So ist nach dem sehr langsamen Auslaufen der Anleihekäufe ein noch stockenderer Zinsanhebungszyklus der EZB zu erwarten.

Wie lange sich dieser Prozess hinziehen kann, lässt ein Blick auf die USA erahnen. Dort hat der damalige Notenbankpräsident Ben Bernanke im Frühjahr 2013 erstmals angedeutet, die Käufe amerikanischer Staatsanleihen drosseln zu wollen, soweit dies die Konjunktur zulassen würde. Ende 2013 begann das Tapering und die erste Zinserhöhung von gerade einmal 0,25 Prozent folgte erst zwei Jahre später. Vor einem weiteren Schritt scheut die derzeitige Notenbank-Chefin Janet Yellen bis heute zurück.

Gravierende Schocks einmal ausgeschlossen, dürfte sich die Normalisierung des Zinsniveaus in der Euro-Zone somit über viele Jahre hinziehen. Gleichzeitig werden die einzelnen Schritte beziehungsweise bereits deren Ankündigung immer wieder zu (vorübergehenden) Rückschlägen und damit verbunden Volatilitätsanstiegen an den Aktien- und Anleihemärkten führen. Diese werden umso heftiger ausfallen, je weniger gut die Marktteilnehmer auf die entsprechenden Schritte vorbereitet sind.

Im Anleihebereich ist es deshalb sinnvoll, den Fokus auf relativ kurze bis mittlere Laufzeiten von drei bis fünf Jahren zu legen. Gleichzeitig werden wir das Augenmerk weiterhin auf Corporate Bonds aus dem Non-Investmentgrade-Bereich sowie anleiheähnliche Assets (zum Beispiel Immobilienfonds in Abwicklung) richten, um auf diese Weise positive Renditen oberhalb der Geldentwertung zu generieren.

Schwankungen sowie temporäre Volatilitätsanstiege am Aktienmarkt sollten dazu genutzt werden, die Investitionsquote unserer Prämienstrategie entsprechend zu erhöhen. Insgesamt erscheint es im Hinblick auf das aufgezeigte Szenario jedenfalls sinnvoll, eine konservative Anlagestrategie, die unter anderem auf Sachkapital und möglichst viele krisenresistente Investments setzt, zukünftig beizubehalten.

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