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Vermögensverwalter über Brexit „Wer die Nerven behielt, freut sich über mehrere Prozent Gewinn in seinem Portfolio“

Thomas Hünicke, Geschäftsführender Gesellschafter der WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH in Düsseldorf
Thomas Hünicke, Geschäftsführender Gesellschafter der WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH in Düsseldorf
Das Pfund bleibt, der Euro bleibt auch, Banken und Kapitalmärkte funktionieren weiterhin wie gewohnt, und die Indizes haben sich wieder erholt: Die direkten Auswirkungen des Brexit sind bisher überschaubar geblieben. Es kommt jetzt darauf an, die Entwicklungen zu beobachten und nicht in Aktionismus zu verfallen.

Der Brexit hat in Politik, Medien, Gesellschaft und Wirtschaft zu viel Aufregung geführt. Und das nicht nur wegen der Bedeutung des Abstimmungsergebnisses für die Zukunft der Europäischen Union und der nationalistischen Stimmung, die damit verbreitet wurde. Auch für die Kapitalmärkte und die Anleger sind schreckliche Szenarien gezeichnet worden, und tatsächlich stürzte die Entscheidung der Briten, das Austrittsverfahren zu forcieren (noch gab/gibt es nämlich gar keinen Brexit), die Märkte gleich ins Chaos. Internationale Aktienindizes brachen auf breiter Front bis zu zehn Prozent ein, am stärksten litten Finanzwerte. Und auch das britische Pfund verzeichnete zum Euro schwere Kursrückgänge.

Doch sind die Kapitalmärkte damit am Ende ohne Aussicht auf Erholung? Wohl kaum, schaut man sich die Daten der vergangenen Woche an. Der britische Index FTSE 1000 notiert auf dem höchsten Stand seit Mitte August 2015, der Dax hat nach der Abkühlung in der Spitze auch wieder fast 500 Punkte gewonnen und die 10.000er-Marke fest im Blick; der japanische Nikkei zeigt Anzeichen von Erholung, und der Dow Jones steht fast auf seinem Jahreshoch. Ebenso profitieren zahlreiche internationale Währungen von der Entscheidung der Briten, sei es der Yen, der Franken oder der US-Dollar. Auch Rohstoffe sind wieder im Kommen, beispielsweise hat der Goldpreis seit Anfang des Jahres fast 30 Prozent gewonnen, einen großen Teil davon seit dem Brexit-Votum.

Es ist also keineswegs alles schlecht, die Märkte bieten für strategisch denkende und langfristig orientierte Anleger weiterhin gute Chancen, Gelder gewinnbringend zu allokieren. Und überhaupt gilt wie bei jeder Veränderung: Panik ist immer ein schlechter Ratgeber. Wer seine Werte Ende Juni schnellstmöglich abgestoßen hat, hat ziemlich sicher Verluste realisiert und müsste nun, um wieder einzusteigen, in vielen Fällen einen Aufschlag zahlen. Wer aber dabei geblieben ist, hat die Kursrückgänge schon wieder ausgeglichen – und wer im Laufe der vergangenen Monate auf einen guten Zeitpunkt für den Einstieg mit liquiden Mitteln gewartet hat, hat schon jetzt vom Rebound profitiert und freut sich über mehrere Prozent in seinem Portfolio.

Zusammengefasst heißt das: Das Pfund bleibt, der Euro bleibt auch, Banken und Kapitalmärkte funktionieren weiterhin wie gewohnt. Auch die Konditionen für Bankprodukte ändern sich nicht, und es sind keine Schieflagen von Finanzinstituten erkennbar. Für den Anleger haben sich selbst britische Anleihen bislang nicht als Rendite-Killer herausgestellt; und durch die niedrigere Bewertung des Pfund haben Insel-Unternehmen sogar aktuell Vorteile im Export.

Aber freilich gilt eines: Die Entwicklungen müssen genau beobachtet werden, um sich gegen negative Veränderungen abzusichern. Das gilt für die Währung genauso wie für den Anleihenmarkt, den Finanzplatz London und, und, und. Deuten sich da Einschnitte an, müssen Anleger und Verwalter reagieren. Bis dahin heißt es aber: Same procedure as every year.

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