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Vermögensverwalter über Finanzrichtlinie, Teil 1 Mifid II: „Portfolioverwalter mit weniger als 3-4 Mitarbeitern werden es schwer haben“

Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest- Pruschke & Kalm
Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest- Pruschke & Kalm

Die Umsetzung der Finanzrichtlinie Mifid II ist zwar bereits um ein Jahr verschoben worden. Trotzdem könnte es für Finanzunternehmen eng werden, da sie in relativ kurzer Zeit einige technische und administrative Herausforderungen werden meistern müssen. Wie seine Vermögensverwaltung sich auf die Neuregelung vorbereiten, mit welchem zeitlichen und finanziellen Aufwand er rechnet und welche Probleme der Branche im Allgemeinen bevorstehen, erklärt Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest- Pruschke & Kalm.

DAS INVETSMENT.com: Herr Görler, warten Sie ab, bis Konkretes zur Mifid-II-Umsetzung in deutsches Recht bekannt wird, oder bereiten Sie sich jetzt schon auf Mifid II vor?

Andreas Görler: Wir halten engen Kontakt zu unseren Wirtschaftsprüfern, passen die eingesetzte Soft- und Hardware an zukünftige Herausforderungen, wie beispielsweise die Aufzeichnungen von Telefongesprächen an. Weiterhin sind auch wir gezwungen unsere Tools für Market- und Portfoliomanagement regelmäßig auf Kostenreduktion zu überprüfen.

Laut einem Bericht von Citywire hat der Freiburger Vermögensverwalter Gutmann Vermögensberatung sein Unternehmen zum Jahresende 2015 aufgelöst. Die künftigen Regulierungsmaßnahmen durch Mifid II und der damit verbundene administrative Aufwand hätten das Geschäft nicht mehr rentabel gemacht, erklärte der Firmenchef Hans-Jürgen Gutmann. Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?

Görler: In diesem Fall handelt es sich nach meiner Kenntnis um eine Firma, die als Ein-Mann-Betrieb mit einem Volumen von 25 Millionen Euro und insgesamt 30 Mandanten geführt wird. Obwohl ich in diesem speziellen Fall der Auffassung bin, dass das Verhältnis von Mitarbeiterzahl, Volumen und Kundenanzahl einen auskömmlichen Ertrag zulässt, muss man grundsätzlich davon ausgehen, dass Portfolioverwalter mit weniger als 3-4 Mitarbeitern es schwer haben werden alle geforderten Aufgaben, auch unter Berücksichtigung von Vertretungsregelungen, zu erfüllen.

Ich finde es schade, wenn Kollegen sich zurückziehen, schätze aber auch konsequentes, rechtzeitiges Handeln. Im Sinne seiner Mandanten hat Herr Gutmann wohl richtig entschieden und nicht auf Gesetzes-Anpassungen in letzter Sekunde gehofft.

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