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Vermögensverwalter über Grexit „Wir müssten uns wegen Griechenland keine Sorgen machen“

Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner in München
Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner in München

Die letzte Runde ist eingeläutet. Hellas ist schwer angeschlagen, trotzdem tänzelt es noch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat genug von den Rangeleien im Ring und ist auf dem Sprung, den Verhandlungsraum zu verlassen. Der Rest der Europäer schüttelt nur noch ungläubig den Kopf angesichts der ausweglosen Lage, in die die griechischen Trainer Tsipras und Varoufakis ihren Zögling manövriert haben.

„Kindergarten“ schimpfen manche ob der Trotzigkeit der beiden Regierungsvertreter, nicht klein beigeben zu wollen.

Sie meinen, die Uhr ticke für sie, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Wetten laufen mittlerweile gegen eine Rettung, sondern eher für eine Staatspleite. Derivate, mit denen sich Anleger gegen eine Pleite Griechenlands absichern können, signalisieren 81 Prozent Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall.

Griechenlands Schicksalstag ist der 30. Juni. Wenn die Regierung in Athen die an diesem Tag fälligen IWF-Kredite in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro nicht tilgen kann, gilt das Land offiziell als zahlungsunfähig. So wie es aussieht, kann nur noch ein Wunder das verhindern. Aber die geschehen auf politischer Ebene ja manchmal tatsächlich. In wenigen Tagen wird der Knoten platzen – so oder so.

Kommt es zur Pleite, sind die griechischen Banken am Ende. Zumindest vorübergehend muss dann mit Chaos in Griechenlands Straßen gerechnet werden. Gut vorstellbar, dass dann auch die Verantwortlichen an der Regierung zum Teufel gejagt werden. Selbst wenn also die griechische Bevölkerung vor weiteren Sparmaßnahmen der EU-Gläubiger verschont bleibt, die Staatspleite wird ihre Situation weiter verschlechtern. Schon jetzt hat ein Run auf die Banken eingesetzt. Die Menschen heben massenhaft ihr Geld ab und horten es lieber zu Hause. Im letzten Quartal haben sich die Einlagen bei griechischen Banken um 15 Milliarden Euro vermindert.

Ob es im Anschluss an die Pleite noch zum Grexit, dem Ausstieg aus der EU-Währungsunion kommt, ist jetzt noch nicht absehbar. Zwangsläufig ist das nicht. Die Griechen wären gut beraten, Teil der Währungsunion zu bleiben. Ansonsten sind sie nicht nur pleite, sondern wirtschaftlich tot. Die Einführung einer Zweitwährung und/oder Devisenkontrollen würde die Binnenwirtschaft isolieren. Beispiel Argentinien: Das Land hat sich über Jahre hinweg nicht mehr von seiner Pleite erholt, obwohl es sogar zeitweise wieder kapitalmarktfähig schien.

Die Meinungen zu den Auswirkungen auf Europa gehen auseinander. Die Sorge gilt vor allem einem Domino-Effekt, wie man ihn nach der Pleite des amerikanischen Brokerhauses Lehman Brothers erlebt hat. Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008 ist Europa heute jedoch besser gerüstet gegen das Scheitern einzelner Länder oder Banken. Quantitativ betrachtet müssten wir uns wegen Griechenland keine Sorgen machen.

Es ist mehr der psychologische Faktor, der hier Unsicherheit auslöst. Aber das ist ja an den Finanzmärkten nichts Neues.

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