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Vermögensverwalter zum Brexit Herr Heidel, wie sichern Sie Ihre Kundenportfolios gegen einen Brexit ab?

Thomas Heidel, Leiter Research, Fidal AG, Krefeld
Thomas Heidel, Leiter Research, Fidal AG, Krefeld
DAS INVESTMENT.com: Ihr Gefühl: Kommt es zum Brexit?

Thomas Heidel: Das Gefühl meint ehrlicherweise, dass ein Brexit durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen liegt. Die Hoffnung liegt aber auf einem Votum für die EU, da ansonsten die weitere Zukunft der Europäischen Union gefährdet wird und es im schlimmsten Fall zu einem Domino-Effekt, das heißt einem Austritt weiterer Staaten kommen könnte.

Bitte geben Sie eine vorsichtige Einschätzung: Wie stark könnte der Dax im Falle eines Brexits am darauffolgenden Tag absinken?

Heidel: Entscheidend für die Prognose, inwieweit der Dax nach einer Brexit-Entscheidung fallen könnte, wird sein, inwieweit die Akteure die Unsicherheit über einen möglichen Brexit schon im Vorfeld der Entscheidung in die Kurse einpreisen. Der deutsche Aktienindex dürfte voraussichtlich im Fall des Brexits die bisherigen Jahres-Tiefstkurse vom 11. Februar bei zirka 8.700 Punkten nicht wesentlich unterschreiten.

Welche Branchen dürften am stärksten betroffen sein?

Heidel: Da die DAX-Konzerne im Schnitt weniger als 5 Prozent ihrer Umsätze in Großbritannien erwirtschaften, dürften nur die deutschen Automobilwerte VW, Daimler und BMW, sowie Heidelberg-Cement, Linde und die beiden Kraftwerksbetreiber Eon und RWE mit darüber liegenden Umsatzanteilen von 6 bis 10 Prozent etwas stärker von einem Brexit betroffen sein.

Wie sichern Sie Ihre Kundenportfolios gegen einen möglichen Brexit ab?


Heidel: Die Bestände an Brexit-sensitiven Titeln wurden zum großen Teil abgebaut, wie auch der Euro-Anteil in den Depots zurückgefahren, beziehungsweise in US-Titel getauscht wurde. US-Aktien haben sich im Vorfeld als wesentlich resistenter gegenüber dem Brexit-Problem gezeigt. Zusätzlich wurde der Bar-Bestand für eventuell günstige Schnäppchenkäufe erhöht.

Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine: Könnte eine scharfe Aktienmarkt-Korrektur nach einem Brexit Ihrer Meinung nach eine gute Einstiegsgelegenheit in den Aktienmarkt bieten?

Heidel: Da gerade die professionellen Investoren schon längst vorsorglich für den Fall eines negativen EU-Referendums speziell die Bestände an britischen sowie auch an europäischen Aktien abgebaut und die Cash-Quote auf den höchsten Stand seit 14 Jahren hochgefahren haben, würde eine scharfe Aktienmarktkorrektur nach einem Brexit eine gute Gelegenheit darstellen, vorher verkaufte Qualitätstitel wieder günstig zurückzukaufen.

Welche Quellen sind zuverlässiger wenn es um eine Prognose „Brexit, ja oder nein?“ geht – die britischen Buchmacher, die Anfang voriger Woche eine Brexit-Wahrscheinlichkeit von nur 36 Prozent angaben, oder die Meinungsumfragen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostizieren?

Heidel: Die britischen Buchmacher müssten zwar aus geschäftlichem Eigeninteresse sehr daran interessiert sein, die besten Prognosen zu erstellen, aber für viele Briten mag es sich letztlich um eine mehr emotionale, als rationale Entscheidung handeln, was sicherlich schwierig vorherzusagen ist.

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