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Vermögensverwalter zur Nachkrisen-Zeit: „Die Neue Normalität ist nicht normal“

Bernd Hashemian, Kroos Vermögensverwaltungs AG
Bernd Hashemian, Kroos Vermögensverwaltungs AG
Zwei Jahre nach dem Ausbruch der schlimmsten Finanzkrise seit 80 Jahren zeichnen sich für manche Beobachter an der Börse die Nach-Krisen-Bedingungen ab. Bill Gross, renommierter Chef des Rentenhauses Pimco, identifiziert das als „New Normal“, als Neue Normalität.

Grundsätzlich gelte, so Gross, dass das globale wirtschaftliche Umfeld nicht mehr länger durch eine Vermögens-Inflation und einem daraus folgenden Konsumboom geprägt sei. Deswegen dürfe auch niemand mehr die Renditen der Vergangenheit erwarten, nicht bei der Aktienanlage und nicht beim Anleiheninvestment.

Aufschwung stockt

Der Blick auf die jüngste Vergangenheit scheint Gross zu bestätigen. Die Erholung der Weltwirtschaft ist merklich ins Stocken geraten. Die globalen Aktienmärkte bewegen sich seit Monaten seitwärts. Viele Anleger wagen nicht mehr den Sprung zurück in die Unternehmensbeteiligung. Gerade 3,4 Millionen (direkte) Aktienbesitzer zählt man etwa noch in Deutschland. Es waren schon mal 6,2 Millionen.

Dabei wäre der Schritt doch „logisch“ gewesen, nachdem man sich in den akuten Krisenzeiten 2008 in Staatsanleihen verschanzt hatte und dann 2009 den Kopf mit Unternehmensanleihen quasi wieder etwas in den Wind gereckt hatte. Mit weiter wachsendem Optimismus wären jetzt dividendenstarke Titel „an der Reihe“ gewesen.

Doch genau die haben sich schlechter als andere Aktien entwickelt. RWE und E.On etwa verloren gegenüber dem Dax. Der DivDax entwickelte sich auf Sicht von zwölf Monaten fast 50 Prozent schlechter als der Gesamtindex. Stattdessen steigen erneut die Kurse von Staatsanleihen.

No Normal

Attentismus und Risikoscheu – sind das die Verhaltenscharakteristika der Neuen Normalität? Nein, sagt Jeffrey Gundlach, wie Gross Rentenmanager und einer, der den Altmeister mit seinen Produkten nicht nur auf Fünfjahresfrist, sondern auch auf zehn und fünfzehn Jahre hin bei der Performance übertrumpft hat. Von einer irgendwie gearteten Normalität könne man schon angesichts der Brüche in der Politik nicht sprechen.
Für Gundlach ist deswegen „No Normal“ die richtige Charakterisierung der gegenwärtigen Marktphase. Tatsächlich mischen Basel III, die anhaltend flutende und zunehmend konkurrenzbetonte Politik der Zentralbanken, die Verschuldungsproblematik und viele andere Faktoren die Marktbedingungen kräftig durcheinander.

Aber nicht nur deswegen stimmt der No-Normal-Begriff. Private Anleger und professionelle Investoren tun gut daran, nicht zuviel Vertrauen in eine irgendwie geartete Normalität zu haben. Märkte sind dynamische und bei der Informationsverarbeitung hocheffiziente Veranstaltungen. Wer stabile Verhaltensweisen und fixe Kursmuster an der Börse erwartet, wird auch in „normalen Zeiten“ enttäuscht werden.

Zum Autor
: Bernd Hashemian ist Vorstand der Kroos Vermögensverwaltungs AG in Münster und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de. In DAS INVESTMENT.com äußern sich renommierte Vermögensverwalter in regelmäßigen Kolumnen zu aktuellen Finanz- und Kapitalanlagethemen.

Lesen Sie weitere Kolumnen von Vermögensverwaltern in unserer Themenrubrik Vermögensverwalter.

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